The Trumpet shall sound
Wer es in der Musik schafft, als Könner gesehen zu werden, der kann sich glücklich schätzen. Kommt dann noch die Fähigkeit zur Selbstvermarktung hinzu, so wird aus einigen das, was man einen Star nennt.
Es gibt allerdings noch eine Kategorie jenseits der Zwänge des Musikbusiness. Eine Ebene, nur sehr dünn besiedelt, welche sich den Marketingmechanismen geradezu entzieht. In diesen luftigen Höhen finden sich jene, die nicht vermarktet werden müssen. Es sind die, deren Fähigkeiten so weit gediehen sind, dass diese eben nicht mehr im Vordergrund stehen. So tritt eine andere, auch für Nichtexperten erfahrbare Qualität zu Tage, eben die, Musik unmittelbar in die Herzen der Zuhörer transportieren zu können. Matthias Höfs gehört zweifellos zu dieser besonderen Spezies. Die vorliegende CD mag für den Fachmann eine eindrucksvolle Demonstration trompeterischer Vielseitigkeit sein. Wie auch immer, sie ist einfach schön, ein Genuss.
Das Konzept dieses Projekts ist, einen Querschnitt durch die Trompetenliteratur zu geben, wobei auch verschiedene (historische) Instrumente zum Einsatz kommen. Bis auf das von Alessandro Marcello ursprünglich als Oboenkonzert konzipierte Werk werden alle Titel auf den vom Komponisten ursprünglich gedachten Instrument dargeboten.
Das Begleitheft wurde von Edward Tarr erarbeitet, der mit Recht als Wiederentdecker und Pionier der Naturtrompete im 20. Jahrhundert gilt. So wird jedes der neun (!) verwendeten Instrumente historisch und musikalisch erklärt, was für den Laien wie auch den Profi interessante Hintergrundinformationen bereitstellt, die weit über das Übliche hinausgehen.
Neben den in der Klassik üblichen B-, C- und Piccolotrompeten finden sich die Naturtrompete (Georg Friedrich Händel: The trumpet shall sound), die Klappentrompete (Joseph Haydn: Trompetenkonzert Es-Dur), das Kornett (Alexandr Glazunow: “Albumblatt”), die Aidatrompete (Giuseppe Verdi: “Triumphmarsch”), die Basstrompete (Alessandro Marcello: Adagio aus dem Oboenkonzert d-Moll) sowie das Flügelhorn (Wolf Kerschek: “Poem für Matthias”).
So spannt sich der programmatische Bogen von der Barockmusik Händels bis zum zeitgenössischen Jazz Kerscheks. Dabei wurde offensichtlich viel Wert darauf gelegt, von der Zusammensetzung der Begleitung bis zum Aufnahmeort das für jedes Werk passende Umfeld zu schaffen. Das Resultat kann sich sehen und hören lassen. Ein rundum gelungenes Werk.
Mathias Engl