Hörbst, Rupert

Brassival / Woodstocks / Stringled

Blechbläser-Karikaturen / Holzbläser-Karikaturen / Streicher-Karikaturen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: De Haske, Hagendorn 2006/2006/ 2007
erschienen in: das Orchester 05/2009 , Seite 64

Wann alles anfing? Als er merkte, dass er gern zeichnet. Als er merkte, dass es ihm Spaß bereitet, wenn er Musik macht. Besonders Posaune blasen. Zwei Hobbys also, die der Oberösterreicher Rupert Hörbst anno 2003 zusammenfügte. Damals durfte er beim Brass Festival im Linzer Brucknerhaus eine Ausstellung mit Blechbläserkarikaturen zeigen. Ein Jahr später entstand aus den Blättern seine erste Publikation Brassival – Brass Karikaturen. Mittlerweile ist der Cartoonist über Österreichs Grenzen hinaus bekannt, gibt es von ihm zwei weitere Buch-Editionen, in denen er den Holzbläserkollegen (Woodstocks) und Streichern (Stringled) auf höchst vergnügliche, wissende und ein wenig spöttische Art und Weise bei der Arbeit und den Freizeitvergnügungen – wozu oft Biergläserstemmen und Rauchen gehören – zuschaut, ihnen ihre kleinen und großen Schwächen, liebenswerten Macken gleichsam als Spiegel vorhält.
Die Ergebnisse, oftmals mit einem Schuss Selbstironie versehen, sind manchmal sehr vordergründig, vielfach hintergründig, mitunter auch unergründlich. Doch auch vor der zeichnerischen Umsetzung von Klischees schreckt Hörbst nicht zurück. Sie lassen den Betrachter, auch wenn er nicht über bläserisches oder streichendes Insiderwissen verfügt, größtenteils schmunzeln. Dabei liebt Hörbsts Zeichenstift den leichten und stilisierten Strich für Körperumrisse (in schwarz-weiß), während ihn die Instrumente und Gesichter der oftmals rundköpfigen Musiker weit mehr interessieren – er zeichnet sie überaus detailreich und farbig. Wie den Ex-Präsidenten Bill Clinton als saxofonspielenden Straßenmusikanten, eine milde Gabe erheischend. Sieht so dessen „Pensionsjob“ aus?!
Von den Nöten eines Notenschreibers erzählt jener Cartoon, mit dem sich der Woodstocks-Band aufschlägt. Soll der ratlose Komponist – Bleistift hinterm Ohr, zerknülltes Papier auf und unter der Schreibplatte – im British Empire Style oder Old German Style, gar im Dixie Style schreiben, wie es die entsprechend visualisierten Gedankenblasen assoziieren?! Sehr gelungen die Porträt-Collagen von Instrumentalsolisten (Mutter, Rostropowitsch), Dirigenten (Sandor Vegh, André Rieu) und Komponisten (Paganini, Vivaldi). Herrlich skurril die Folge „Blech beim Einsatz in Bruckners VII. Sinfonie“.
Natürlich übertreibt er nicht nur hierbei maßlos oder nimmt Begriffe und Erscheinungen schlicht und einfach beim gezeichneten Wort. Seinen unverwechselbaren Stil hat er ab etwa 2006 endgültig gefunden. Konzentration aufs Wesentliche heißt fortan sein Erfolgsrezept. Er verpackt Bosheiten so geschickt, dass die kennerische Zunft nicht beleidigt sein kann und der Liebhaber deftigen bis hintersinnigen Humors voll auf seine Kosten kommt.
Peter Buske

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