Rossini, Gioachino

Duetto per Violoncello e Contrabbasso

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel 2008
erschienen in: das Orchester 03/2009 , Seite 61

Die Musikgeschichte hat Rossini (1792-1868) fast ausschließlich in der Opernschublade abgelegt, einige der insgesamt 35 Bühnenwerke sind noch immer überaus präsent und beleben das Repertoire der Opernhäuser. Auch seine kleine Messe (Petite Messe Solenelle) findet immer wieder Liebhaber, weil sie zur Begleitung kein Orchester braucht. Wo Rossini Vokales schreibt, spürt man natürlich deutlich die Nähe zur Oper.
Weniger bekannt sind die reinen Instrumentalwerke, die frühen Streichquartette, die sechs Bläserquartette oder die reizenden Streichersonaten in der ungewöhnlichen Besetzung mit zwei Violinen, Violoncello und Kontrabass, die er bereits als Zwölfjähriger schrieb. Ein besonderes Faible für das tiefe Instrument hatte er also offenbar schon als Kind. Das jetzt veröffentlichte Duo für Violoncello und Kontrabass verfasste er 1824 auf einer Reise nach London für den recht begabten Amateur-Bassisten Philip Joseph Salomon, einem Mitglied der durchaus einflussreichen Salomon-Dynastie. (Sir David Salomon wurde z. B. der erste jüdische Bürgermeister von London.) Der Lehrer des jungen Bassisten war kein Geringerer als Domenico Dragonetti, damals wohl der bedeutendste Virtuose auf diesem Instrument.
Das dreisätzige Duetto, durchweg im streichergünstigen D-Dur notiert, ist ein echtes Duo: Beide Stimmen sind fast gleichwertig und „reden“ miteinander. Das Cello gibt sich da und dort aufgrund seiner größeren Beweglichkeit etwas eloquenter, die vier Saiten ermöglichen ihm auch einen größeren Umfang und Wanderungen in die höheren Lagen. Die Notierung sah drei Schlüssel vor, Bass-, Tenor- und Violinschlüssel. In der hier vorliegenden Edition, die Philip Gosset sehr gewissenhaft besorgte, sind die Violinschlüssel-Partien auch im Tenorschlüssel notiert.
Der Bass hat alles andere als eine Begleitfunktion, er mischt, wie auch schon in den frühen Streichersonaten, auch melodiös sehr lebendig mit. Dragonetti benutzte damals einen Bass mit nur drei Saiten in der üblichen Quartstimmung (A-D-G), die E-Saite fehlte. Auch hier reichen drei Saiten aus, der tiefste Ton ist das A. Bis auf acht Takte ist alles im Bass-Schlüssel notiert, im ersten Satz gibt es zwei Flautate-Stellen (Flageolett), vom effektvollen Pizzicato wird reichlich Gebrauch gemacht. Beide Spieler müssen versiert sein, doch ist der Schwierigkeitsgrad so gehalten, dass studierende Instrumentalisten damit gut zurechtkommen können. Das Werk ist eine erfreuliche Ergänzung des Repertoires.
Wolfgang Teubner

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