Green, Barry / W. Timothy Gallwey
Inner Game Musik
Der Mozart in uns
Dieses Buch ist leicht lesbar, kommt im Plauderton daher. Der Leser wird nicht nur direkt angesprochen sondern sofort auch freundschaftlich geduzt. Der Mozart in uns heißt der assoziationsreiche, vielversprechende Untertitel wem schmeichelt diese clever gewählte Zeile nicht unterschwellig sogar ein klein wenig?
Wie es leichter sein könne erfolgreich Musik zu machen, zu hören und zu vermitteln, wie man innere Blockaden löse, will Inner Game Musik vermitteln nur bleibt das fröhlich mit grünem Cover leuchtende Buch mit den dicken, griffigen Seiten im Bereich der eloquenten Andeutungen, verliert sich in Wiederholungen, halbwissenschaftlichen Erklärungen, mischt ein bisschen autogenes Training hinzu und leidet unter einem antiquierten Wissensstand. Denn das Original des nun auf Deutsch erschienenen Werks aus der Schmiede des amerikanischen Inner-Game-Propheten W. Timothy Gallwey stammt aus dem Jahr 1986, hat also schon mehr als zwei Jahrzehnte auf dem Buchrücken. Dieses Buch (in der deutschen Übersetzung mit einem vielversprechenden, begeisterten Vorwort des Cellisten Gerhard Hamann versehen) entstand in Zusammenarbeit Gallweys mit dem amerikanischen Kontrabassisten Barry Green. Allerdings verspricht es nicht das plötzliche Erreichen höchster musikalischer Höhen, hält sich fern von Heilslehren und betont immer wieder, dass ohne Übung der Meister nicht allein durch Inner Game vom Himmel falle und ist somit eine äußerst harmlose Lektüre.
Überhaupt, Inner Game bedeutet ganz schlicht, sich von Selbstzweifeln zu befreien, um sich stattdessen besser auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ein lobenswertes Ziel, allerdings weder in der Formulierung noch im Lösungsansatz neu. Gallwey meint, dazu ein paar Übungen entwickelt zu haben, die die umfangreiche Buchreihe zu Inner Game von Ski bis Golf, von Musik bis zum Managertraining abdecken. Trotzdem belustigen die vielen, für den deutschen Leser nicht immer perfekt passenden Übungen zuerst ein wenig, machen neugierig und enttäuschen schlussendlich, da sie keine neuen Erkenntnisse liefern. Ein paar Mal geht es um in den USA allgemein bekannte Melodien, die ein amerikanischer Leser mutmaßlich sofort summen oder singen kann, der deutsche Leser muss aber erst einmal in die Noten schauen, um sie zu verinnerlichen. Oft sind die Anweisungen etwas unpräzise gehalten, was schnell in Beliebigkeit der Ausführung enden kann. Das Ziel der Übungen verschwimmt rasch.
Gegen Ende entdeckt man in diesem nicht immer ganz sauber redigierten Buch einen schon auf den ersten Blick durchsichtigen Psychotest, der die eigene analytische oder ganzheitliche Neigung beim Musizieren oder Musikhören verdeutlichen soll. Spätestens da weiß man, dass das im besten Falle gut gemeinte Buch als unterhaltende Lektüre für den Musiker sicher akzeptabel, als Anleitung zur Verbesserung musikalischer Probleme allerdings nicht geeignet ist.
Heike Eickhoff