Schumann, Robert

Symphonies 1 & 4

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Oehms Classics 0C 707
erschienen in: das Orchester 06/2008 , Seite 63

Der Blick ins Booklet von Stanislaw Skrowaczewskis neuer Schumann-Einspielung irritiert. Denn auf dem Cover prangt unübersehbar „Deutsche Radio Philharmonie“, während man im Text lesen kann, dass die Aufnahme noch entstanden ist, als das Saarbrücker Radiosinfonieorchester noch nicht mit dem SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern zu besagter Deutscher Radio Philharmonie fusioniert worden war.
Dies ist aber fast das Einzige, was an dieser Aufnahme der ersten und vierten Sinfonie Robert Schumanns irritiert. Denn Stanislaw Skrowaczewski unterstreicht erneut den hervorragender Ruf, der ihm seit seiner Zusammenarbeit mit den Saarbrückern bei den Gesamtaufnahmen der Sinfonien von Bruckner und Beethoven, beide ebenfalls bei Oehms erschienen, vorauseilt. Der polnische Dirigent, der in diesem Jahr 85 wird, dirigiert einen Schumann der überzeugenden Mitte. Während Thomas Dausgaard bei BIS mit dem Schwedischen Kammerorchester einen kammermusikalischen, auf betonte Transparenz ausgelegten Ansatz pflegt, und Riccardo Chailly sich mit einigem Erfolg für die Mahler-Bearbeitungen der Sinfonien (Decca 4780037, 2 CDs) mit dem Gewandhausorchester Leipzig einsetzt, kann Skrowaczewski mit den engagierten Saarbrückern durchaus punkten.
Die „Frühligssinfonie“ wird von ihm mit vorantreibendem Elan und romantischem Überschwang dirigiert. Das Orchesterspiel wirkt zwar gelegentlich eine Spur zu kompakt, dennoch klangvoll. Wichtige Details sind unter der Leitung des ständigen Gastdirigenten des Saarbrücker Orchesters aber immer zu hören. Das Blech agiert machtvoll, gelegentlich etwas kantig, was aber der Musik Schumanns dennoch gut ansteht. Im Scherzo können sich die Holzbläser besonders hervortun, gerade die Soloklarinette setzt sich ins beste Licht. Zwar ist Skrowaczewski in keiner Weise ein Anhänger der „historisch informierten Aufführungspraxis“, die in den vergangenen Jahren gerade auch bei Schumann zu einer Revision der Beurteilung seiner Orchestrationskünste geführt hat, aber auch mit einem eher traditionell ausgerichteten Orchesterklang kann ein Dirigent der Musik gerecht werden, wenn er den speziellen Zugang zu den Kompostitionen hat.
Dies unterstreicht Skrowaczewski auch bei der vierten Sinfonie op. 120, bei der in jüngerer Zeit häufiger die Frühfassung von 1841 zur Diskussion gestellt wird. Skrowaczewski gelingt es auch dank des hochkonzentrierten Orchesterspiels und sinnvoller Tempomodifikationen, den großen Spannungsbogen des Werks, dessen Viersätzigkeit pausenlos ineinander übergeht, zu halten, ohne dabei die Übersicht im Detail zu verlieren. Eine mehr als interessante Alternative im inzwischen doch recht ansehnlich gewordenen Angebot an Aufnahmen von Sinfonien Robert Schumanns.
Walter Schneckenburger

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