LaSalle, Rick

Bläsersonaten

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Pro Classics van den Hoogen PCL 5001
erschienen in: das Orchester 09/2005 , Seite 93

Die hier vorgestellten Werke für Holzbläser mit und ohne Klavier entstammen der Feder eines Komponisten, welcher zwar über ein reichhaltiges Schaffen verfügt, aber im derzeitigen Konzertleben bisher wenig in Erscheinung getreten ist. Dies hat seinen Grund sicher auch darin, dass sich Rick LaSalle keinem Zeitstil unterordnet, sondern sich bewusst einer betont konservativen Tonsprache ohne atonale Verfremdung bedient.
Rick LaSalle (Pseudonym oder Künstlername?), 1951 in Essen geboren, studierte einige Semester Schulmusik und ist promovierter Absolvent der Musikwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte. Als Komponist bezeichnet er sich als Spätzünder, Autodidakt und Traditionalist. Sein Werkverzeichnis umfasst bisher 76 Kompositionen, unter anderem fünf Klavierkonzerte, je ein Konzert für Flöte, Oboe und Saxofon, zwei Konzerte für Klarinette und für Fagott; Kammermusik für Blasinstrumente und Klavier, zwei Bläserquintette, sieben Klaviersonaten und zwei Symphonien für Streicher.
„Ich schreibe Musik. Und das dürfte ich eigentlich gar nicht, denn ich habe es nicht gelernt. Genauer gesagt: Außer vielleicht ein paar handwerklichen Kniffen, habe ich eigentlich gar nichts gelernt. Gewonnen habe ich immerhin die Einsicht, dass ein absolutes Gehör – so hilfreich es auch sein mag – nicht die ,conditio sine qua non‘ ist (wozu, bitte, gibt es denn Klaviere und anderes nützliches Gerät?).“ Soweit Rick LaSalle in seiner Schrift Über sich selbst.
Der kompositorische Impuls zu diesen Bläsersonaten führte über das „Quintette à vent du Conservatoire de Luxembourg“, welches das erste Bläserquintett uraufgeführt hat. Nach dem Fagottkonzert sowie der Sonatine für Fagott op. 18, die er für Jürgen Gode, den Solofagottisten des Sinfonieorchesters des Saarländischen Rundfunks und Mitglied des damaligen oben genannten Quintetts, geschrieben und ihm gewidmet hat, komponierte LaSalle auch für die übrigen Musiker dieses Ensembles entsprechende Bläsermusik. So entstand zunächst die Sonatine für Bassklarinette und Klavier op. 29, die Marcel Lallemang und Beatrice Rauchs im Luxemburger Konservatorium uraufführten. In der Folge entstand für den Flötisten Carlo Jans die Flötensonatine op. 35, später die Oboensonatine op. 44.
Die Solisten dieser Produktion sind Carlo Jans (Flöte) und Marcel Lallemang (Bassklarinette), beide Lehrer am Konservatorium in Luxemburg, sowie die beiden Solobläser des Rundfunk-Sinfonieorchesters Saarbrücken, Veit Stolzenberger (Oboe) und Jürgen Gode (Fagott), in kongenialer Zweisamkeit und künstlerischer Übereinstimmung mit den beiden Pianisten Ákos Hernádi und Yuko Imada. Es wird bei dieser Aufnahme auf hohem Niveau musiziert, wobei der teilweise durchaus anspruchsvolle Text überzeugend realisiert und besonders durch die beiden Rundfunksolisten in brillanter Form und bläserischer Eleganz vorgetragen wird.
Rick LaSalle vertritt außerdem in seiner Schrift Über sich selbst in sehr deutlicher und streitbarer Attitüde seine kompositorische Zuwendung zur Tonsprache der traditionellen Musik. Er schreibt über die unseligsten aller Künstler, die versuchten in ihrer Musik den Forderungen der Impotenz zu entsprechen, und über die „großen theoretischen Wegbereiter“, welche für gewöhnlich bloß ihre Frustration über die eigene Empfindungsarmut in wallende Sentenzen kleiden. Erinnern wir uns daran, dass Musik – wie jede Disziplin der Kunst – vor allen Dingen bewegen soll. Soweit LaSalle.
Entfernt jeglicher Wertung dieser persönlichen musikästhetischen Philosophie wirkt die Musik LaSalles als Hörerlebnis keinesfalls provokativ. Der Hörer wird nie durch irgendwelche dissonierenden oder kakofonen Mehrklänge überanstrengt. Diese Kompositionen vermitteln vielmehr durchaus musikantische Spielfreude und sind in ihrer satztechnischen Anlage und ihrem stimmtechnischen Verhältnis zwischen den Soloinstrumenten und dem Klavier immer sehr transparent und gleichwertig gehalten. So handelt es sich bei dieser Einspielung um eine durchaus unterhaltsame, interessante, an traditionellen Mustern orientierte Spielmusik an der Grenze zwischen U- und E-Musik, verbunden mit einem hohen instrumentalen und künstlerischen Niveau.
Alfred Rinderspacher

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