Morbach, Bernhard
Die Musikwelt des Mittelalters
Neu erlebt in Texten, Klängen und Bildern. Mit über 50 Werken auf Audio+Daten-CD
Faszinierend und verwunderlich zugleich, berührend und doch von einer fernen Welt: Die Musik des Mittelalters übt eine einzigartige Anziehungskraft auf den heutigen Hörer aus.
Der Musikredakteur und -moderator Bernhard Morbach, Autor der Sendung Morbach live Alte Musik im Rundfunk Berlin-Brandenburg, legt mit diesem Buch ein wichtiges Kompendium der Vielfalt der Musik dieser Epoche vor. Adressiert an Freunde alter Musik, Schüler, Studenten und Lehrer driftet die Sprache nie ins allzu Wissenschaftliche ab. Flüssig und klar werden Fakten präsentiert und diese durch Ausschnitte aus Traktaten, Berichte von Zeitgenossen und Musikerbiografien ergänzt. In Verbindung mit über 50 vollständigen Kompositionen, Noten und Texten zu jedem Stil auf einer Audio+Daten-CD entsteht für den Leser aus vielen Mosaiksteinen ein deutliches Bild der damaligen Musikwelt.
Auf Grund seiner Erfahrungen als Musikredakteur im Bereich Alte Musik geht Morbach von der Stellung der mittelalterlichen Musik in der heutigen Aufführungspraxis und ihrer Wirkung auf die Hörer aus. So ist eines der ersten Kapitel betitelt mit Gegenwart mittelalterlicher Musik Restauration einer vergangenen Kultur. Hier kommen u.a. Musiker wie Benjamin Bagby, Leiter des Ensembles Sequentia, zu Wort sowie der Musikwissenschaftler Wulf Arlt und der Philosoph Christoph Hubig Beiträge einer öffentlichen Podiumsdiskussion der Sendereihe Alte Musik im Gespräch des Rundfunksenders Freies Berlin. Daran anknüpfend lässt Morbach Musikphilosophen des 2. bis 14. Jahrhunderts die musikalische Ordnung der Welt erklären.
Schon ist man in die Gedankenwelt des Mittelalters eingetaucht, wird vom Autor an die Hand genommen und bis zu den Anfängen der Renaissance geführt. Herausragende Stationen dieser Reise sind der gregorianische Choral als die erste schriftlich niedergelegte Komposition, die Musik Hildegard von Bingens, die Anfänge der Mehrstimmigkeit, die weltliche Musik der Troubadours, Trouvères und Minnesänger, Ars antiqua, Ars nova und Ars subtilior sowie die nationalen Besonderheiten des Trecento in Italien, der Musica Iberica und der englischen Musik. Weitere Kapitel widmen sich den Musikinstrumenten, ihrer Rolle in vokalen Kompositionen und der ersten eigenständigen Instrumentalmusik.
Interessant sind Spekulationen über die Wirkung dieser neuen musikalischen Ideen auf den mittelalterlichen Hörer oder Aus-
blicke auf die Verwendung bestimmter Melodien in der Musik der folgenden Epochen bis heute. Zu guter Letzt kommentiert Bernhard Morbach in einer Diskografie 40 herausragende Einspielungen von geistlicher und weltlicher Musik des Mittelalters.
Ein spannendes Thema aus mehreren Blickwinkeln betrachtet: Man darf auf die folgenden Bände einer geplanten dreiteiligen Musikwelt-Reihe über die Epochen Renaissance und Barock gespannt sein.
Lucia Mense


