Werke von Karl Pilss, Oskar Geier und Ernst August Friese
Von Wien nach Dresden
Musik für Trompete & Klavier Helmut Fuchs (Trompete), Lilly Zhang-Sowa (Klavier)
Mit ihrer neuesten CD unternehmen Helmut Fuchs und Lilly Zhang-Sowa eine musikalische Reise von Wien nach Dresden und rücken dabei drei eher unbekannte Komponisten ins Rampenlicht. Die Reise beginnt in Wien – genauer gesagt mit dem Wiener Komponisten Karl Pilss. In der Trompetenwelt ist er durch seine Sonate für Trompete und Klavier nicht ganz unbekannt, doch nur wenige kennen sein Trompetenkonzert, das mit einer für die damalige Zeit ungewöhnlich langen Spieldauer von rund 25 Minuten aufwartet.
Auch weil es bislang nur eine nicht zugängliche Aufnahme dieses Werks gab, schließen Fuchs und Zhang-Sowa hier eine Lücke im Trompetenrepertoire. Musikalisch erweist sich das Konzert allerdings als sperriger und in seiner Struktur gleichförmiger als die Sonate, was wohl auch erklärt, warum Letztere sich über die Jahre einfacher behaupten konnte.
Es folgen die Acht Wiener Walzer für Klavier, ebenfalls von Karl Pilss, die Lilly Zhang-Sowa mit bestechender Finesse eingespielt und interpretiert hat. Pilss widmete diese Stücke seinem Lehrer Ferdinand Rebay und schuf damit zweifellos eine Hommage an den von Johann Strauss geprägten Wiener Walzer. Die Walzer verbinden nostalgischen Charme mit feiner harmonischer Raffinesse und lassen zugleich Pilss’ persönliche Handschrift deutlich erkennen.
Eine wahre Entdeckung ist das Trompetenkonzert in Es-Dur op. 18 des Dresdner Komponisten Oskar Geier. Gewidmet ist es Eduard Seifert, dem ehemaligen Solotrompeter der Sächsischen Staatskapelle Dresden – ein Amt, das heute von Helmut Fuchs bekleidet wird. Auch dieses Konzert beeindruckt mit einer beachtlichen Länge von rund 22 Minuten und stellt hohe konditionelle Anforderungen an den Interpreten. Fuchs meistert diese Herausforderung nicht nur mit Bravour, sondern legt mit dieser Ersteinspielung zugleich eine interpretatorisch starke und musikalisch ausgereifte Referenzaufnahme vor.
Beschlossen wird die CD mit einer Art „Zugabe“, die den geografischen Rahmen Wien–Dresden verlässt: das Capriccio für Trompete und Klavier von Ernst August Friese, dem ehemaligen Solotrompeter der Staatskapelle Berlin. Das virtuose Stück erinnert in seiner brillanten Anlage an die Bravourstücke der russischen Kornett-Tradition und rundet das Programm mit einem mitreißenden, technisch anspruchsvollen Akzent ab.
Erneut haben Helmut Fuchs und Lilly Zhang-Sowa einen bedeutenden Beitrag zur Erweiterung des Trompetenrepertoires und zur Belebung der Trompetenszene geleistet – und dies auf höchstem kammermusikalischem Niveau, wie man es von den beiden mittlerweile erwartet. Man darf gespannt sein, welche verborgenen Schätze sie als Nächstes ausgraben und neu zum Klingen bringen werden.
Tobias Krieger


