Deutsche Armeemärsche. Band 1
Das Musikkorps der Bundeswehr, Ltg. Christoph Scheibling
Es ist ein durchaus zweischneidiges Schwert – die Geschichte mit der Militärmusik und der Marschmusik. Wir definieren Militärmusik heute als jede Form von Musik, die von Soldaten und Soldatinnen gespielt wird. Das eröffnet einen grandios weiten musikalischen Horizont. Die heutigentags aus ideologischen Gründen gern etwas verpönte Marschmusik ist nur ein kleiner Teil des Gesamtrepertoires, das von der Militärmusik gespielt wird. Sie ist aber historisch und funktionell ein wichtiger Teil der Militärmusik, des militärischen Dienstes und des militärischen Zeremoniells. Sie ist aber auch ein prägender Teil unserer eigenen Kultur. Die erhebliche Anzahl der Zugriffe auf das Programm von www.militärmusikradio.de zeigt auch, dass es offensichtlich ein Publikum für Marschmusik gibt!
Mit drei geplanten CDs (die vorliegende CD 1: Alte Märsche und Präsentiermärsche für Fußtruppen, CD 2: Parademärsche für Fußtruppen, CD 3: Reitermärsche im Trabe und im Galopp) wird erstmals seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts das gesamte Repertoire an gebräuchlichen Märschen eingespielt. Die Aufnahmen folgen dabei – ohne nennenswerte Eingriffe in den Notentext – der bei Bote & Bock herausgegebenen Sammlung, die auf Basis der Preußischen Armeemarschsammlung erstellt wurde. Dabei folgt man bei der Einspielung sehr genau den Vorgaben des Herausgebers Friedrich Deisenroth – bis hin zur Vorgabe von zwei Es-Klarinetten, einem Soprankornettino, dem Kontrabass, einer Lyra, die das Orchesterglockenspiel ersetzt, Trompeten und Posaunen deutscher Bauart, Fanfaren, Spielmannstrommeln, Spielmannspfeifen und Signalhörnern.
Mit dem in Siegburg stationierten „Musikkorps der Bundeswehr“ wird diese CD-Produktion von einem der profiliertesten Militärmusikorchester der Bundeswehr präsentiert. Es gehört zu den Orchestern „mit besonderem Auftrag“, soll die deutschen Streitkräfte auf den großen Konzertbühnen im In- und Ausland repräsentieren – weshalb es umgangssprachlich oft auch als „Konzertorchester der Bundeswehr“ bezeichnet wird. Darüber hinaus versieht es auch Protokollarischen Ehrendienst, ist für die Begrüßung von Staatsgästen zuständig.
Klanglich lässt diese Aufnahme keine Wünsche offen – wenn man Marschmusik hören möchte, dann genau so! Strahlende, silberhelle Blechbläser, warme, fast kuschelige Holzbläser, eine breite dynamische Spanne, ausgewogene und ausgeklügelte Arrangements und viel Abwechslung. Die rhythmische Gestaltung ist akribisch bis exakt – ohne jemals maschinell zu werden oder zu wirken.
Ein besonderes Ohrenmerk sei hier – im Zusammenhang mit dem Artikel „Zapfenstreich und mehr“ auf S. 26 – auf die Tracks 24 bis 33 der zweiten CD gelenkt, die den „Großen Zapfenstreich“ wiedergeben. In den Tracks 20 bis 23 erklingen zusätzlich die „historischen“ Bayerischen und Sächsischen Zapfenstreiche.
Ralf-Thomas Lindner


