Nathan Henninger

Five Scenes for Orchestra

The Scoring Berlin Orchestra, Ltg. Nathan Henninger und Bernhard Wünsch

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: NCH Records
erschienen in: das Orchester 11/2025 , Seite 77

Das Positive zuerst: Die Musikerinnen und Musiker des Scoring Berlin Orchestra, nach eigenen Angaben Mitglieder der Berliner Philharmoniker, der Deutschen Oper Berlin, des Deutschen Symphonie-Orchesters (DSO), des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin und weiterer hochkarätiger Klangkörper, sind musikalisch souverän; nicht nur das Solohorn und die Soloflöte, ebenso die klangstarken Streicher überzeugen. Ebenso ohne Fehl und Tadel ist die Aufnahmetechnik in den Berliner Teldex Studios, die für ein weit aufgefächertes Klangbild der CD Five Scenes for Orchestra von Nathan Henninger sorgt, der gemeinsam (!) mit Bernhard Wünsch das Scoring Berlin Orchestra dirigiert.
Die biografischen Angaben auf der Homepage des Komponisten Nathan Henninger verschweigen zwar sein Alter, immerhin erfährt man, dass er in Kanada geboren wurde und heute in New York und auf den Azoren lebt. Seine musikalische Ausbildung erhielt er weitgehend bei dem Pianisten Taga Kigawa an der Greenwich House Musikschule in New York. Weiter soll er einen Abschluss an der Film Scoring Academy of Europe in Sofia gemacht haben. Nach eigenen Angaben steht seine Musik in einer „neoromantischen und impressionistischen Tradition“.
Wenn man sich die fünf „Szenen“ nebst Präludium anhört, wird man auf eine nicht gerade spannende Reise durch die Musikgeschichte mitgenommen: Vom Präludium mit dem Hornbeginn des 2. Klavierkonzerts von Johannes Brahms über weichgespülten Wagner, über Claude Debussy zu Franz Schreker, Erich Wolfgang Korngold und zu vielen weiteren Filmkomponisten. Hier von einem fröhlichen Eklektizismus zu sprechen, wäre indes euphemistisch, es werden musikalische Versatzstücke aneinandergereiht, eine Filmmusik ohne Film – so könnte man die Versuche von Nathan Henninger beschreiben. Möglicherweise taugen diese sich wie Kaugummi hinziehenden 22 Minuten der Five Scenes for Orchestra für ein Rätselraten, wer die meisten Anleihen identifizieren kann. Oder sollten diese Stücke ein Beispiel dafür sein, wie mit Hilfe von KI aus bekannten musikalischen Versatzstücken vorgeblich Neues zu kompilieren wäre?
Thomas Weiss

Page Reader Press Enter to Read Page Content Out Loud Press Enter to Pause or Restart Reading Page Content Out Loud Press Enter to Stop Reading Page Content Out Loud Screen Reader Support