Wolfgang Amadeus Mozart
Symphonies IV (Nos. 4, 5, 6, 10 and 12)
Folkwang Kammerorchester Essen, Ltg. Johannes Klumpp
Johannes Klumpp und das von ihm geleitete Folkwang Kammerorchester Essen haben schon in den ersten drei CDs ihrer Einspielungsserie mit Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Das aus jungen, exzellenten Musikern und Musikerinnen bestehende Kammerensemble setzt den bislang eingeschlagenen Weg auch bei der vierten Folge der CD-Produktion fort, die sich diesmal ausschließlich mit den Sinfonien des sehr jungen Mozart befasst. Klumpp und seine hochmotivierten Musiker präsentieren mit sechs Sinfonien den Komponisten zwischen 1765 und 1771.
Der junge Mozart wurde von seinem Vater Leopold stets dazu angehalten, sich mit den musikalischen Einflüssen des jeweiligen Gastortes auseinanderzusetzen, wie 1765 bei seinem Aufenthalt in London, wo er mit den Sinfonien des „Londoner Bach“ Johann Christian vertraut wurde, was sich in der Leichtigkeit der Sinfonien in D-Dur und F-Dur niederschlug – die in F-Dur wurde erst in den 1980er Jahren wiederentdeckt und hat deshalb keine Nummerierung. Auch die B-Dur-Sinfonie KV 22, nach der Abreise aus London entstanden, zeigt, wie sehr sich der junge Komponist den Stil Bachs zu eigen machen konnte und ihn für sich erweiterte, wie beispielsweise im g-Moll-Andante, das mit seiner Ausdruckstiefe auf das spätere Sinfonieschaffen Mozarts vorausweist.
Ob viersätziger Wiener Sinfoniestil mit Menuett oder der an der italienischen Opernsinfonia orientierte Stil Italiens mit nur drei kürzeren Sätzen: Der junge Mozart konnte anscheinend mühelos zwischen den unterschiedlichen Erfahrungen und Anforderungen wechseln und trotzdem seinen Kompositionen eine persönliche Note verleihen. Dies zeigen die zwischen 1767 und 1771 entstandenen Sinfonien, von denen die in F-Dur und die in G-Dur KV 110 viersätzig sind, also an der Wiener Tradition orientiert, während die 10. Sinfonie KV 74 drei äußerst konzentrierte Sätze aufweist.
Das Folkwang Kammerorchester unter Leitung seines Chefdirigenten musiziert die Sinfonien auf der sehr räumlich aufgenommenen CD mit viel Elan und in den Ecksätzen durchgängig frisch vorantreibenden Tempi. Das Spiel bleibt stets transparent und nuanciert, das Streichervibrato ist sehr zurückgenommen, dynamische Kontraste werden lustvoll ausgespielt, auf Härten, wie sie viele „Originalklang“-Orchester oftmals zu vordergründig einsetzen, verzichtet das Ensemble erfreulicherweise. Stattdessen gelingt es dem Kammerorchester, die nötige Leichtigkeit für diese Musik zu bewahren, ohne oberflächlich zu klingen. Und beim g-Moll-Andante (KV 22) wird das unerwartete Ausdrucksvermögen des jungen Mozart intensiv ausgespielt.
Thomas Weiss