Werke von Ignaz Lachner, Franz Schubert, Giacomo Meyerbeer, ­Rebecca Clarke, Darius Milhaud u. a.

varia•bel. Eva Zalenga – Preisträgerin Deutscher Musikwettbewerb

Eva Zalenga (Sopran), Adam Ambarzumjan (Klarinette), Till Schuler (Violoncello), Doriana Tchakarova (Klavier), Victoria Wong (Violine)

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Geniun
erschienen in: das Orchester 9/2025 , Seite 79

Gleich fünf Fotos zeigen Eva Zalenga auf dem Cover ihrer neuen CD varia•bel im grünen Kornfeld: stehend, laufend, sitzend, liegend und kniend. Die junge Sopranistin möchte damit auch optisch die Vielseitigkeit zeigen, die diese Preisträger-CD des Deutschen Musikwettbewerbs verspricht, erstreckt sich doch das vorliegende Repertoire über drei Jahrhunderte. Neben dem Klavier treten mit Violine, Violoncello und Klarinette weitere Instrumente hinzu. Dass neben deutschen Liedern auch englische und französische dabei sind, unterstreicht die Variabilität. Nur stimmlich bleibt Zalenga mit ihrem glockenhellen, schlackenlosen, über eine entspannte Höhe verfügenden Sopran zu ähnlich im unterschiedlichen Repertoire. Hier wünscht man sich noch andere Farben und mehr Zwischentöne.
Zu Darius Milhauds luziden Quatre Poèmes de Catulle op. 80, die von Victoria Wong mit der Violine mal nachdenklich, mal virtuos umspielt werden, passt Zalengas heller Sopran perfekt. Two Nursery Rhymes von Arthur Bliss gestalten Eva Zalenga, Doriana Tchakarova (Klavier) und Adam Ambarzumjan (Klarinette) mit Charme und erzählerischer Spannung. Letzterer verleiht auch Giacomo Meyerbeers Des Schäfers Lied op. 111 Intensität, wenn er die Klarinette geschmeidig beginnen lässt oder im vollen Chalumeau-Register dunkle Farben beisteuert. Darüber schwebt Zalengas schwerelose Sop­ranstimme, die auch in Franz Schuberts Der Hirt auf dem Felsen in engen Dialog mit der Klarinette tritt. Nur die notwendige Verschattung bei der Molleintrübung „In tiefem Gram verzehr ich mich“ ist in ihrer Interpretation kaum zu merken. Auch bei den drei Irish Country Songs der englischen Komponistin Rebecca Clarke wünscht man sich gesanglich mehr von der Variabilität, die Victoria Wong auf der Violine realisiert, wenn die Geigerin in As I was goin’ to Ballynure ihr Instrument wie eine Fiddle klingen lässt.
Neben der sensibel begleitenden Pianistin Doriana Tchakarova ist mit dem Cellisten Till Schuler noch ein weiterer vorzüglicher musikalischer Partner dabei. Die Ersteinspielung von Ignaz Lachners An die Entfernte op. 23 wird auch wegen der von ihm schön ausgespielten Cellokantilenen zu einer Perle. In Franz Schuberts Auf dem Strom und Pauline Viardot-Garcías Die Sterne verbinden sich Cello und Klavier zu einer ganz aktiven, lebendigen Begleitung, die der Sängerin Raum gibt und die Musik atmen lässt. Der Höhepunkt des Albums kommt zum Schluss. Bei Isabelle Aboulkers Je t’aime aus dem Jahr 1997 brilliert Eva Zalenga mit stratosphärischen Höhen und blitzblanken Koloraturen. Hier zeigt die aus Biberach an der Riß stammende Sopranistin auch interpretatorisch mehr Individualität. Und hat dafür in der eigens erstellten Transkription von Franck Villard nochmals ihr gesamtes Instrumentalteam an Bord.
Georg Rudiger

 

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