Antonín Dvořák
Streichquartett Nr. 10 Es-Dur op. 51
Partitur und Stimmen
Von den 14 Streichquartetten Antonín Dvořáks sind bislang nur wenige für die neue Gesamtausgabe (Band IV/5) eingerichtet. Hartmut Schick, der auch einige der vorherig erschienenen Streichquartett-Ausgaben betreute, zog wiederum alle ihm zugänglichen Quellen wie das Autograf und die damals bei Simrock veröffentlichte Erstausgabe heran. Nach der zuletzt in den 1950er Jahren bei Supraphon publizierten Edition ist nun auch dieses Opus 51 endlich in einer prächtigen und wissenschaftlichen Urtextausgabe erhältlich.
Ende 1878, im Alter von 37 Jahren, begann Dvořák sein inzwischen zehntes Streichquartett zu komponieren. Keines aber war bis dahin in Druck gelangt, lediglich das in a-Moll op. 16 wurde öffentlich aufgeführt. Das sollte sich ab dem Es-Dur-Quartett ändern: Nachdem Dvořák durch die Slawischen Tänze mit einem Male berühmt geworden war, regte sich Interesse auch für sein Streichquartettschaffen. Das Werk schrieb er bewusst im „slawischen“, folkloristischen Stil mit einer sogenannten „Dumka“, weil er damit beim Verleger Simrock mit einem viel größeren Interesse rechnen durfte.
Herausgeber Hartmut Schick beschreibt im dreisprachigen Vorwort (deutsch, tschechisch, englisch) außerdem gut nachvollziehbar den Kompositionsprozess mittels Briefwechsel zwischen dem Lektor Robert Keller und Dvořák bis zur Drucklegung. Dabei wurde deutlich, dass Dvořák seine Partitur nach dessen Revisionen überarbeitete und er nach einer privaten Aufführung des Quartetts bei Joseph Joachim den 3. Satz nicht nur kürzte, sondern die Romanze noch einmal komplett neu schrieb. Der Leser erfährt weiter von der ersten öffentlichen Aufführung am 10. November 1879 in Magdeburg und die nachfolgende Rezeption des Quartetts, welches von „durchschlagendem Erfolg“ gekrönt war.
Die jeweiligen Erstversionen können nun am Ende der Partitur in zwei Anhängen erstmals betrachtet werden. So enthält Anhang I 27 Takte der ursprünglich Coda-Fassung aus dem II. Satz (Dumka) ab Takt 289. Der zweite Anhang betrifft den nachfolgenden Satz, die Romance. Hier ist die erste Fassung des Mittelteils zwischen den Takten 19 und 89 abgedruckt, die Stimmen enthalten die beiden Fassungen indes nicht. Des Weiteren befindet sich am Ende ein leider nur in Englisch verfasster, detaillierter „Critical Commentary“, in dem der geneigte Leser den spannenden Kompositionsprozess mitverfolgen kann, wobei auch die Revisionsvorschläge von Robert Keller notiert sind. Außerdem sind die einzelnen Quellen wie das Autograf minutiös beschrieben, zudem die gestochene Vorlage, das Manuskript des Arrangements für Klavier zu vier Händen, die Erstausgabe der Partitur und der Stimmen von 1879 und nicht zuletzt der Druck der vierhändigen Ausgabe.
Die vorliegende Ausgabe erfüllt, wie auch schon die von Schick zuvor editierten, die üblichen hohen Ansprüche in Übersichtlichkeit, Einteilung der Seiten mit entsprechenden Leerseiten zum Umblättern und Lesbarkeit in Gänze.
Werner Bodendorff


