Burkhardt Köhler

Musiker und Instrumentenbauer Pommern bis 1800

Personenlexikon

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Dr. Kovac
erschienen in: das Orchester 09/2019 , Seite 58

Musikalisch gesehen kann Pommern als Kulturlandschaft nicht mit so reichen Regionen wie Mitteldeutschland mithalten. Das hat in dem über Jahrhunderte nur dünn besiedelten Land wirtschaft-liche und vor allem auch politische Gründe. Viele Jahrhunderte war das ab rund 1100 christianisierte Pommern, das Ende des 12. Jahrhunderts zum Herzogtum der Greifen, aber schon rund einhundert Jahre später wieder geteilt wurde, Spielball (und manchmal sogar „Handelsware“) der verschiedenen Regionalmächte wie Brandenburg/Preußen oder Schweden.
Reformiert wurde Pommern ab 1534, und nach dem Dreißig-jährigen Krieg wurde es 1648 im Westfälischen Frieden zwischen Preußen und Schweden aufgeteilt. Nach einer kurzen Zeit französischer Besatzung sicherte sich Preußen 1815 die Hoheit über Pommern.
Diesen Zeitpunkt setzt Burkhardt Köhler dann auch grob als Grenze für sein Personenlexikon der Musiker und Instrumentenbauer Pommerns, das gut 3000 Namen aus den rund zweieinhalb Jahrhunderten seit der späten Reformationszeit versammelt. Darunter sind selbstverständlich die Organisten und Kantoren der großen Dome in Stralsund, Greifswald, Stettin oder Danzig, aber auch jede Menge Stadtmusices, Kunstpfeifer, Hof- und Militärmusiker, Gesangs-, Instrumental- und Kompositionslehrer und sogar der ein oder andere Sänger und Tanzmeister.
Eine weitere Gruppe bilden die Instrumentenbauer, unter denen auch ein so berühmter Name wie der des in Halle geborenen und aus Lübeck „eingewanderten“ Friedrich Stellwagen aufscheint, des Schöpfers der noch heute erhaltenen großen Orgel der Marienkirche in seinem späteren pommerschen Wirkungsort Stralsund. Die Orgelbauer sind in dieser Gruppe ganz eindeutig in der Überzahl, nur vereinzelt finden sich Geigenbauer oder Lautenmacher. Holzschnitzer, Kunsttischler und -maler sowie Glockengießer runden den hier schon weit über den eigentlichen Instrumentenbau hinausgehenden Überblick ab.
Bekannte Komponistennamen sucht man (fast) vergeblich – von Christoph Raupach, Nicolaus Göttschau, Johannes Weichmann oder Johann Vierdanck einmal abgesehen. Eine Reihe Mitglieder aus der weitverzweigten Praetorius-Familie tauchen in Burkhardt Köhlers akribisch zusammengetragener Liste zwar auch auf, jedoch ist keiner der auf den 278 Seiten genannten Komponisten heute in irgendeiner prominenten Form im Musikleben präsent.
Aus diesem Grund würde man sich den ein oder anderen Hinweis bei den entsprechenden Namenseinträgen wünschen, wo denn Aufnahmen der Werke dieser weitgehend vergessenen Komponisten verfügbar wären. So ließe sich dann gegebenenfalls noch besser nachvollziehen, was die Musiklandschaft Pommern, die ganz sicher von kirchlicher „Gebrauchsmusik“ dominiert wurde, in den 250 Jahren bis um 1800 ausgemacht hat.
Daniel Knödler

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