Werke von Moritz Landgraf von Hessen, Luca Marenzio, Orlando di Lasso und anderen
Da Pacem – Echo der Reformation
RIAS Kammerchor, Capella de la Torre, Ltg. Florian Helgath
Es beruhigt sehr, dass im Jubiläumsjahr der Reformation gerne auch an den Einfluss Martin Luthers auf die Musik erinnert wird. Für Luther, stupender Musikkenner, poetischer Textdichter und Komponist noch heute bekannter Melodien, war die Musik ein Geschenk Gottes und nicht der Menschen. Auf das Echo der Reformbestrebungen dieser historischen Gestalt also nimmt die CD Da Pacem Bezug, will allerdings gleichzeitig klarstellen, dass sich in den eingespielten geistlichen Kompositionen katholischer und protestantischer Autoren keine eklatanten Differenzen finden lassen.
So wundert nicht, dass die CD auch Einspielungen italienischer und deutscher Komponisten enthält, die allesamt der Generation nach Luther angehören, wobei die Zusammenstellung etwas willkürlich anmutet oder, wie es das Booklet selbst zugibt, die Reformationsereignisse hallen gelegentlich nur indirekt wider. Die wohl hörbarste Verklammerung ist dabei der gregorianische Hymnus Da pacem domine, dessen melodischer Kern Motetten von Lasso, Gabrieli, Schütz sowie des Flamen de Kerle speist; am wirkungsvollsten übrigens bei einer schlicht einstimmig vorgetragenen Bearbeitung von Luther/ Walter.
So möchte man den RIAS Kammerchor noch viel häufiger Unisono hören, denn wie die Chorherren gleichsam mönchshaft Gregorianik zelebrieren oder den Cantus firmus in den Instrumentalsatz einer Motette Paraboscos mit Inbrunst einfügen das hat durchaus Gänsehautqualität. Überhaupt ist die Gesamtleistung des Chors über jeden Zweifel erhaben: weichgezeichneter Klang, perfekte Balance zwischen Frauen- und Männerstimmen, immer textverständlich und blitzsauber agierend das macht uneingeschränkt Freude. Wenn dann noch Solistinnen oder Solisten aus dem Chor hervortreten und, wie etwa Anja Petersen, in Heinrich Schütz Motette O süßer, o freundlicher stimmlich und stilistisch hochprofessionell agieren, rundet dies den hervorragenden Gesamteindruck unter dem Gastdirigenten Florian Helgath ab.
Das Ensemble Capella de la Torre (Ltg. Katharina Bäuml) hingegen wirkt gegenüber den Profis des RIAS Kammerchors gelegentlich etwas matt. So hätte man der CD ein deutlich feurigeres Eingangsstück als Moritz von Hessens Tromba Hollandica gewünscht. Und die Klangbalance in Gabrielis Magnificat geht leider manches Mal zu Ungunsten des Chors aus.
Dafür brillieren beide Ensembles in Praetorius 17-minütiger Motette Meine Seele erhebt den Herren in perfektem Zusammenspiel. Hier werden massige Chorklänge vermieden, wird geschmeidig und zurückhaltend musiziert. Und man hat das Vergnügen, zwölf verschiedenen Solistinnen und Solisten aus den Reihen des Chors lauschen zu können, die sich intim, beseelt und virtuos zugleich präsentieren. Empfehlenswert!
Thomas Krämer