Henze-Döhring, Sabine / Sieghart Döhring
Oper
Die 101 wichtigsten Fragen
Titel und Rückentext (für alle Opernfreunde und solche, die es werden wollen) sind angetan, um an der Materie ernsthaft Interessierte zu verschrecken verheißen sie doch eher eine niedrigschwellige Einführung in die Kunstgattung Oper. Auch die auf dem Rücken abgedruckten Beispielsfragen gemahnen eher an Was ist was-Jugendbücher (Warum ist Oper so teuer? oder Was ist ein Libretto? usw.) als an ein knappes, mit Kennerschaft verfasstes Handbuch.
Die Autoren Sabine Henze-Döring und Sieghart Döring sind als Musikwissenschaftler ausgewiesene Opernspezialisten, die eine beachtenswerte Reihe an Fachpublikationen zur Operngeschichte vorgelegt haben. So verwundert es nicht, dass sich das Bändchen als ein systematisches und profundes Kompendium entpuppt, das das Kunststück fertig bringt, auf 160 Seiten nahezu alles Wissenswerte zur Gattung zusammenzutragen, von der Geschichte der Gattung über musikalische und szenische Fragen bis hin zur Opernlandschaft der Gegenwart. Die Autoren finden knappe Antworten zu allen wesentlichen Fragen, die auftreten können, schreiben sachlich und sprachlich fundiert und nie oberflächlich. Die Texte erfordern eine hohe Konzentration des Lesers, weil sie inhaltlich und sprachlich eine so hohe Dichte aufweisen, dass sie kaum zur beiläufigen, raschen Information taugen.
Mit anderen Worten: Hier liegt ein auch für den Fachmann nützliches Nachschlagewerk vor kaum ein Opernkenner oder Musiker dürfte auf scheinbar einfache Fragen wie Wann, wo und warum wurde die Oper erfunden?, Wieso haben manche Opern ein Ballett?, Welche Rolle spielen die Chöre?, Warum gibt es Ouvertüren und Vorspiele? um wahllos einige der Themen herauszugreifen derart treffende, präzise und schlüssige Erklärungen finden. Hier vermögen die Autoren mit ihrer breiten Sachkenntnis immer wieder zu verblüffen und historische Zusammenhänge darzulegen, die selbst vielen Kennern und Spezialisten nicht präsent sein dürften.
Gerade in den Beiträgen, die in die Geschichte der Gattung eintauchen, erweist sich die Stärke des Bändchens. Einwände von Kritikern am Opernwesen, etwa warum Oper so teuer ist und ob sie elitär ist, bleiben nicht ausgespart; im Gegenteil: Hier bekommt man durchaus Argumentationshilfen, um auch diesen Einwänden entgegnen zu können. Zugeständnisse an die vom Verlag wohl intendierte Zielgruppe, den Liebhaber und Gelegenheitsopernbesucher mit geringer Sachkenntnis, finden sich mit Fragen wie Welche Funktion hat die Partitur?, Was macht der Dirigent? oder im Abschnitt Oper und Medien. Ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis und weiterführende Literaturempfehlungen runden das Buch ab.
Fazit: Ein kleines Juwel in bescheidener Aufmachung, vom Verlag unter Wert präsentiert, das in jede Stadt- und Schulbibliothek gehört und gerade für Schulmusiker unentbehrlich ist!
Christian Ubber