Fairouz, Mohammed

Audenesque

For Mezzo-Soprano and Chamber Orchestra

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Peermusic, Hamburg 2015
erschienen in: das Orchester 11/2016 , Seite 61

„What instruments we have agree/The day of his death was a dark cold day.“ Diese Passage aus dem Gedichtzyklus In Memory of W.B.Yeats von W.H. Auden muss jeden Komponisten musikalisch inspirieren, und so finden sich alle beteiligten Instrumente, den Inhalt der Zeilen illustrierend, zu einer orgiastisch minimalistischen Schlusssequenz des ersten Lieds der Vertonung von Mohammed Fairouz zusammen. Und genauso unbekümmert, wie es diese Stelle offenbart, arbeitet der Komponist mit einer bunten Mischung aus altbekannten musikalischen Klischees: Tonalität, filmmusikhafter Pattern-Motivik, Poprhythmik und arabischen Tonleitern, an Benjamin Britten geschulter Deklamationsästhetik mit rezitativisch minimalistischer Orchesterbegleitung.
Der Titel von Fairouz’ 2012 entstandenem Liederzyklus Audenesque bezieht sich auf die letzte der vier Vertonungen. Die ersten drei sind Vertonungen des oben genannten Poems von Auden, das Schlusslied ist die Replik Audenesque – also im Stil von Auden – des 2013 verstorbenen irischen Dichters Seamus Heaney. Auden ist dem musikalisch gebildeten Publikum hierzulande vor allem durch seine Libretti für Strawinskys The Rake’s Progress und Hans Werner Henzes Elegy for Young Lovers und Die Bassariden bekannt.
Es existiert bereits eine Einspielung der Deutschen Grammophon. Das prominente Label verdeutlicht, wie bekannt Fairouz bereits ist. 1985 geboren, lebt er in New York, studierte unter anderem bei Gunther Schuller und György Ligeti. Das Œuvre ist gemessen an Fairouz’ Alter äußerst beachtlich: Neben einigen Opern gibt es bereits vier Symphonien und diverse Kammermusik, Klaviermusik und Vokalkompositionen.
Der Stil von Audenesque besticht durch Geradlinigkeit, eine eher harte, glasklare Rhythmik und karge, wenig raffinierte, teilweise spaltklangorientierte unsentimentale Instrumentierung. Das Kammerorchester ist mit solistischen Streichern, Flöte im Wechsel mit Piccolo, Klarinette, Fagott, Horn, Klavier im Wechsel mit Celesta und einem Schlagzeuger besetzt. Die formale Anlage der Liedvertonungen überzeugt nicht immer, mit Ausnahme des zweiten Gedichts ist sehr viel Text zu vertonen, was den Komponisten wohl dazu bewogen hat, den Duktus der Singstimme selten kantabel, sondern meist rezitativisch deklamatorisch anzulegen. Am gelungensten sind ostinatohafte, patternartige Passagen, die sich symphonisch steigern und auch zu gesanglichen Höhepunkten führen.
Die Partitur ist in C notiert – wie heute meist üblich – und durch den großen Druck sehr gut zu lesen. Wenn man daraus dirigieren möchte, ist sie dadurch sehr blätterintensiv. Im vorletzten und letzten Takt des vierten Lieds befindet sich ein kapitaler Druckfehler, der allerdings schnell klar wird: Im Klaviersystem sind die Noten um eine große Sekund nach unten gerutscht, aus D-Dur wurde C-Dur mit einem Kreuzvorzeichen vor dem e.
Kay Westermann

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