Mozart, Wolfgang Amadeus
Eine kleine Nachtmusik KV 525
Faksimile/Einführung von Wolfgang Rehm, in Schmuckkassette
Es gibt Schätze, die erweisen ihren vollen Wert erst beim vielmaligen Hinsehen. Zunächst könnte man denken, für ein 14 Seiten umfassendes Faksimile wäre ein derart exorbitanter Preis deutlich überhöht. Doch betrachtet man die außerordentliche Reproduktionsqualität, die Sorgfalt, mit der die Papierränder beschnitten sind (einzig auf die Herstellung von Papier mit dem originalen Wasserzeichen wurde verzichtet), so ist klar, dass wir es hier nicht mit Dutzendware zu tun haben, sondern mit einem wichtigen musikgeschichtlichen Dokument, das zur genauen Erkundung nur so einlädt und das völlig zu Recht in der Reihe der Documenta Musicologica erscheint. Gerade durch den überschaubaren Umfang konnte jedem einzelnen Blatt in der Faksimilierung besondere Sorgfalt gewidmet werden. Man kann mehrere Arbeitsschichten deutlich erkennen, ebenso wenn die Feder im Doppelblattfalz nicht gleichmäßig trocknete.
Möglicherweise ist ein heute im Mozarteum Salzburg aufbewahrtes Blatt Teil eines früheren Doppelblattes, auf dem sich der ursprüngliche (nach Meinung der Mozart-Forschung von diesem selbst ausgeschiedene) zweite Satz befand; während dieser zweite Satz (Menuett und Trio) spätestens seit Mozarts Tod als verschollen gilt, mag das Fragment auf dem erhalten gebliebenen Blatt ein erster Versuch des langsamen Satzes des Werks gewesen sein. Auf eine Vollfarben-Faksimilierung dieses Blattes wurde verzichtet (es ist am Ende der Einführung in Schwarzweiß abgedruckt), wohl um jede Spekulation zu vermeiden. Dennoch wäre es ein reizvolles Gedankenspiel für den Leser, auch dieses Blatt in einen möglicherweise einmal bestandenen Kontext platzieren zu können.
Die ausführliche Einführung zu der Edition verfasste Wolfgang Rehm, der 47 Jahre Editor in der Neuen Mozart-Ausgabe war, davon 14 Jahre in der Editionsleitung. Umfassend erläutert er die historische Einordnung in Mozarts Schaffen und die Provenienz des Manuskripts. Der Verbleib der wichtigen Handschrift war von 1860 bis 1943 unbekannt. Einige Jahre befand es sich in der Bärenreiter-Bibliothek, ehe das Manuskript in Schweizer Privatbesitz überging.
Wenn in dieser Einführung etwas zu kurz kommt, so vielleicht die Ausführungen zum Titel der Komposition (die Gattungsbezeichnung Serenade ist im Grunde nicht korrekt); hierzu wird auf einen 2012 erschienenen Aufsatz im Mozart-Jahrbuch 2009/10 verwiesen.
Insgesamt haben wir aber eine Edition auf allerhöchstem Niveau, in einer prunkvollen, rot-changierenden Box die kleine Abbildung oben kann dem nicht annähernd Genüge tun! , die die Wertigkeit des Produkts auf das Beste widerspiegelt. Einzig in der englischen Übersetzung sind ein oder zwei Winzigkeiten stehengeblieben, die man noch hätte korrigieren können.
Jürgen Schaarwächter


