Strauss, Richard / Gustav Mahler / Béla Kovács
Theophil Ensemble Wien
live im ORF RadioKulturhaus
Auf dieser CD mit Transkriptionen von Richard Strauss und Gustav Mahler stellt sich ein junges, vielversprechendes Kammermusik-Ensemble vor: das Theophil Ensemble Wien, das von dem Soloklarinettisten der Wiener Philharmoniker Matthias Schorn im Jahr 2008 gegründet wurde und aus Stimmführern und Solobläsern der Wiener Philharmoniker, des Radio Symphonie Orchesters Wien und der Wiener Volksoper besteht. Es ist nach dem dänisch-österreichischen Architekten, Theophil von Hansen, dem Erbauer des Wiener Musikvereins, benannt.
Zunächst spielt das Ensemble in der Besetzung Klarinette, Fagott, Horn, Violine und Kontrabass Till Eulenspiegel einmal anders, eine Grotesque musicale, die von dem Wiener Komponisten Franz Hasenöhrl (1885-1970) erstellt wurde. Das Ergebnis ist eine abgespeckte und verknappte Version von Till Eulenspiegels lustigen Streichen op. 28 von Richard Strauss, die die Essenz des Werks auch ohne die opulente Orchestrierungskunst von Strauss darstellt. Diese Kammermusik-Version wird von den Mitgliedern des Theophil Ensembles lust- und genussvoll musiziert.
Im Kontrast zu dieser musikalischen Kurzweil stehen Gustav Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen in einer Transkription für Bariton und Nonett von Andreas N. Tarkmann aus dem Jahr 1998. Schon Arnold Schönberg hatte diese Lieder 1920 für seinen Verein für musikalische Privataufführungen in Wien bearbeitet, da er sich keine großen Orchesterbesetzungen leisten konnte. Die hier exzellent ausgeführte Bearbeitung für Klarinette, Horn, Fagott und Streichquintett mit dem ausdrucksvoll gestaltenden Bariton Klemens Sander klingt zwar wie aus einem Guss, kann aber die Differenziertheit des Mahlerschen Orchestersatzes und der damit verbundenen nuancenreicheren Aussage nicht erreichen. Damit stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit dieser Bearbeitung, besonders wenn im dritten Lied die großen dynamischen Kontraste verloren gehen. Nichtsdestotrotz sind die Livemitschnitte vom Dezember 2010 ein Dokument des hohen Niveaus des Theophil Ensembles.
Quasi als Zugabe spielt Matthias Schorn Béla Kovács (*1937) Hommage à Richard Strauss für Klarinette solo. In dieser Liveaufnahme aus dem Jahr 2007 fasziniert der Klarinettist durch seine bravouröse Technik und Tonkultur.
Das Beiheft der CD, die in Zusammenarbeit mit dem ORF entstanden ist, passt sich der mit 30 Minuten Spielzeit äußerst knapp bespielten CD mit seinem geringen Informationswert, der nur aus einem kurzen Vorwort Schorns und der Biografie des Sängers besteht, leider an.
Heribert Haase


