Mayr, Giovanni Simone

La Lodoiska

2 CDs

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Oehms Classics OC 954
erschienen in: das Orchester 01/2012 , Seite 66

Lange tauchte der Name von Giovanni Simone Mayr, als Johann Simon Mayr in Menzdorf bei Ingolstadt geboren, nur im Zusammenhang mit Gaetano Donizetti auf, seinem bedeutendsten Schüler. In den vergangenen Jahren gab es indes eine Reihe von Initiativen, Mayr, der rund 60 Opern komponiert hat und der um 1800 auf fast allen Musiktheaterbühnen Europas erfolgreich war, wieder in den Spielplänen zu etablieren. Die Gründung der Internationalen Simon-Mayr-Gesellschaft und ihre Aktivitäten besonders in Ingolstadt sind hier ebenso zu nennen wie die Ankündigung des Verlags Ricordi, eine historisch-kritische Gesamtausgabe Mayr zu widmen. Nicht zu vergessen die Bemühungen des rührigen Rossini-Festivals in Bad Wildbad, dessen Annäherungen an die vergessenen Opern auf mehreren Mitschnitten nachvollziehbar sind. Da inzwischen selbst die Bayerische Staatsoper im Vorgriff auf den 250. Geburtstag des Komponisten (Mayr wurde 1763 geboren und starb 1845) sich Mayrs Medea in Corinto erinnerte (ein DVD-Mitschnitt ist bei Arthaus erschienen), kann man durchaus von einer kleiner Renaissance des Musikers sprechen, der als „Vater der italienischen Oper“ bezeichnet wird.
Einsatz für den Komponisten zeigt auch das Label Oehms Classics, das nach Fedra aus dem Staatstheater Braunschweig und einer Medea aus St. Gallen nun La Lodoiska mit dem Münchner Rundfunkorchester vorstellt. Die 1796 in Venedig uraufgeführte Oper, die schnell zu einer der populärsten ihrer Zeit (und von Napoleon geschätzt) wurde, gehört der Gattung der „Revolutions- und Rettungsopern“ an. Francesco Gonellas Libretto stellt die von Baron Boleslao gefangengehaltene polnische Prinzessin Lodoiska ins Zentrum. Ihr Geliebter Lovinski versucht sie vergeblich unter falscher Identität zu befreien. Die Rettung und Belohnung für die standhafte Liebe kommt in Gestalt des Lovinski verpflichteten Tatarenprinz Giskano, der die Burg des Schurken Boleslao erstürmt und das Paar befreit.
Als Dirigent vom Hammerflügel aus leitend zeichnet George Petrou, der sich mit mehreren Einspielungen von Händel-Opern bei MDG einen Namen gemacht hat, für eine insgesamt dramatisch akzentuierte, die Sänger gut unterstützende Lesart von La Lodoiska in der Fassung für Mailand verantwortlich. Das engagiert und detailfreudig musizierende Münchner Rundfunkorchester, dessen Holzbläser sich besonders auszeichnen können, zeigt sich auch als Opernorchester in guter Verfassung. Anna-Maria Panzarella gestaltet die Titelfigur mit sehr flexibel geführtem, technisch souveränem Sopran. Elena Belfiore als ihr Geliebter Lovinski kann mit ihrem Mezzo in dieser Hosenrolle besonders durch die Agilität ihrer gelegentlich noch etwas zu farblosen Stimme punkten. Jeremy Ovendens sehr beweglicher und höhensicherer Tenor ist eine Idealbesetzung des Schurken Boleslao. Die weiteren Partien sind mit Marko Cilic (Giskano), Mark Megele (Sigeski), Nam Won Huh (Rdoski) und Elvira Hasanagic (Resiska) rollendeckend besetzt. Da auch der Männerchor des Prager Philharmonischen Chors auf mehr als solidem Niveau agiert, ist diese Ausgrabung insgesamt als sehr gelungen zu bezeichnen, auch wenn der Einführungstext zu La Lodoiska im CD-Booklet doch einige Fragen offen lässt.
Walter Schneckenburger

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