Orchesterpraxis

Wege zum schönen Blasorchesterklang (clarino.extra, Band 7)

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: DVO Druck und Verlag Obermayer, Buchloe 2011
erschienen in: das Orchester 10/2011 , Seite 58

Der DVO-Verlag setzt mit dieser Veröffentlichung eine Reihe fort, mit der er das 20-jährige Bestehen seiner Publikation clarino.print, Zeitschrift für Blasmusik International feiert: In einer Reihe von Sonderdrucken zu bestimmten Themen werden passende Artikel aus allen Einzelheften der zwei Jahrzehnte zusammengefasst. Der 4. Band über Mozart und seine Zeit wurde in das Orchester 3/11 besprochen.
Im neuen Band 7 beschäftigen sich 17 Beiträge aus früheren Heften mit Einzelfragen zur Orchesterpraxis. Die Artikel wenden sich vornehmlich an Leiter von Blasorchestern und behandeln in erstaunlicher Breite wichtige Aspekte der praktischen Arbeit mit Blasorchestern. Allerdings wird schnell erkennbar, dass die durchweg kundigen Verfasser ihre Erfahrungen bei der Arbeit mit niveauvollen Musikern gemacht haben. Denn was da an gründlichen Kenntnissen in der Ausbildung von Blasorchestern mitgeteilt wird, misst sich an hohen Ansprüchen.
Sven Greifenstein etwa beschreibt sachkundig, wie man das Können der Musiker in einem mit Blech und Holz vollbesetzten Ensemble einschätzen und einander angleichen kann. Hilfreich sein Hinweis auf Norbert Volls Buch „…bis es immer besser klingt…“, in dem zum Einspielen statt Akkordübungen als sinnvollere Methode Kanons angeraten werden. Robert M. Giffords Untersuchung von verschiedenen – von ihm ausprobierten – Sitzordnungen ist profund und anschaulich; man könnte ergänzen, dass für einen ausgewogenen Mischklang neben der Sitzposition auch der Abstrahlwinkel des Instruments wichtig ist. Thomas Doss hält zu Recht viel davon, Interpretationen immer wieder neu und damit anders zu gestalten, was aber großes Können der Musiker voraussetzt. Die Intonation der Instrumente ist wegen ihrer unterschiedlichen Obertonstrukturen besonders wichtig, und dazu finden sich von Doris Geller sechs Beiträge; bessere Ergebnisse als die angeratene Einstimmung mit Drei- und Vierklängen bringt oft auch das Üben prekärer Partiturstellen.
Als erfahrener Dirigent erinnert Henk van Lijenschaaten daran, bei unterschiedlichsten Ensembles deren Leistungsstandard und Zusammensetzung zu bedenken und das Repertoire beidem anzupassen. Köstlich das Kaleidoskop von Dirigententypen, wie sie Albert Benz beschreibt – Anlass wohl für manchen Dirigenten, sich selbst und das eigene Auftreten zu überprüfen. Der Schlussbeitrag des Hinterbänkler-Tubisten ist ein hübsches Sahnehäubchen des instruktiven Büchleins: David C. McCormicks treffende Beschreibung des Dirigenten aus dem Blickwinkel des Instrumentalisten – er kennt beides aus eigener Erfahrung – kulminiert in dem verständlichen Wunsch: „Nicht reden, dirigieren!“
Das Buch ist nicht nur wegen der knappen Kästchenkonzentrate bei jedem Beitrag eine wahre Fundgrube an sinnvollen Hilfen in der Arbeit mit Blasorchestern.
Diether Steppuhn

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