Haydn/Hummel/Mozart/Neruda
Trumpet Concertos
Ohne jeden Zweifel: Joseph Haydns Trompetenkonzert in Es-Dur ist ein musikhistorischer Meilenstein. Nicht nur, dass es der Erfindung der Klappentrompete huldigt. Das für den Wiener Trompeter Anton Weidinger Ende des 18. Jahrhunderts geschriebene Werk hat durch seinen hohen technischen und künstlerischen Anspruch gepaart mit publikumswirk-
samer Eingängigkeit entscheidenden Anteil an der Emanzipierung der Trompete als kunstmusikalisches Soloinstrument im 20. Jahrhundert. Rund einhundert Jahre hatte das Stück mit dem Kaiserhymnen-Motiv im Andante nach der Uraufführung im Wiener Musikarchiv geschlummert. Doch seit seiner Wiederentdeckung im Jahr 1908 scheint es so, als wollten die Trompeter die zehn Dekaden der Nichtaufführung durch Dauereinspielung wettmachen.
Nun hat sich also Gábor Tarkövi, seit 2005 Solotrompeter der Berliner Philharmoniker, auf der CD Trumpet Concertos dieses Konzert-Klassikers angenommen. Dabei präsentiert sich der Ungar, der zunächst Klavier und Klarinette gelernt hatte, als höchst feinsinniger Interpret. Klare Klassik-Kontur zeichnet den ersten Satz mit seiner sinnfälligen Dreiklangsmotivik aus. Kurz und prägnant auch die Kadenz. Das Andante nimmt Tarkövi ohne jede romantisierende Larmoyanz. Hier besticht seine Stilsicherheit, im schwierigen dritten Satz wird sie noch durch technische Akkuratesse ergänzt. Nimmt man Hoboken 7e:1 als bewährte Konstante im Ventil-Virtuosen-Wettstreit, braucht Tarkövi mit seinem angenehm weichen Ton und sensibler Klangentfaltung keinen Vergleich zu scheuen.
Allein das ebenfalls hier eingespielte Trompeten-Konzert von Johann Nepomuk Hummel verfügt nicht ganz über die Dramatik, die man sich aufgrund des abrupten Tonartenwechsels sowie der marschartigen Themen und der dialoghaften Gestaltung zwischen Soloinstrument und Orchester gewünscht hätte.
Dafür hat Leopold Mozarts in höchste Höhen führendes Konzert für Trompete und Orchester musikalische Tiefe. Und Johann Baptist Georg (Jan Krtitel Jiri) Nerudas Es-Dur-Konzert vermittelt den nötigen musikantischen Drive, der die Melodienvielfalt so richtig aufblühen lässt.
Die Leichtigkeit und Frische, mit der Gábor Tarkövi hier aufspielt, wird kongenial unterstützt von den Bamberger Symphonikern unter Karl-Heinz Steffens (bis 2007 Solo-Klarinettist bei den Berliner Philharmonikern). Ausgewogen wechseln sie zwischen behutsamer Begleitung und partnerschaftlichem Konzertieren. Umso bedauerlicher, dass sich im Begleitheft kein Wort zum Orchester findet.
Sicher gibt es auch von den Tempi her aufregendere Einspielungen, doch nur wenige, die in ihrer musikalischen Qualität so schnörkellos und ehrlich sind.
Christoph Ludewig


