Siebenhaar, Klaus (Hg.)

Leadership

Vom Führen in modernen Zeiten

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: B&S Siebenhaar, Berlin 2010
erschienen in: das Orchester 10/2010 , Seite 66

Im November 2008 hatte das an der Freien Universität Berlin angesiedelte Institut für Kultur- und Medienmanagement (IKM) seine Jahrestagung unter das Motto „Leadership“ gestellt. Herausgeber, Verleger und Institutsleiter Klaus Siebenhaar hatte Referenten aus unterschiedlichsten Bereichen zu einem zweitägigen Diskurs eingeladen. Herausgekommen ist eine sehr lebendige und vor allem kurzweilig zu lesende Dokumentation, deren Inhalt sich aus den Referaten und Vorträgen sowie einer Podiumsdiskussion speist.
Holger Feist, Development Direktor des Verlagshauses Burda, befasst sich mit „Führungskräften im digitalen Zeitalter“. Führungskräfte müssten heute schneller und flexibler handeln und reagieren als jemals zuvor, und Netzwerke würden immer wichtiger. Führungskräfte bräuchten ein gutes „Radar“ für neue Entwicklungen und müssten mit „Bildern und Geschichten“ führen, um emotional anzusprechen und sich auch medial durchzusetzen. Der Personalentwickler Jürgen Brümmer eröffnet in seinem Erfahrungsbericht Einblicke in die Führungskräfteentwicklung in der Wirtschaft und gibt zahlreiche Hinweise, die auch für Kultureinrichtungen geeignet sind. Inhaltlich knüpft hier der Beitrag des Personalberaters Philipp J. Fleischmann an, nämlich mit welchen Methoden und Inhalten man gezielt Führungstalente auch für Kultur- und Medienbetriebe gewinnen und ausbilden kann. Wie immer interessant ist der amerikanische Beitrag des „Leadership-Gurus“ James Abruzzo. Er zeigt, welchen immensen Bedarf amerikanische Kultureinrichtungen an gutem Führungspersonal auch im mittleren Management haben. Er deckt u.a. aber auch auf, dass die Boards vieler US-Orchester die strategische Nachfolgeplanung im Management teilweise vernachlässigt haben, was beim Ausscheiden von Managern zu gravierenden Problemen für die Stabilität der Organisation führen kann.
Von den weiteren Beiträgen sei auch der von Ilona Schmiel erwähnt, seit Jahren erfolgreiche Intendantin des Beethovenfests Bonn. Im Praxisbericht „Powerplay – Führung und Führungsanforderungen im Musikbereich“ beschreibt sie die zahlreichen Führungs- und Managementanforderungen im Umfeld eines internationalen Musikfestivals rund um die Themen Organisation, Personalwesen, Projektentwicklung und -umsetzung sowie Ausbildungsverantwortung. Ihr Ehemann, der Münchner Unternehmensberater Peter Gartiser, befasst sich mit den aktuellen Herausforderungen und Problemen der Führungskräfteentwicklung im Kulturbereich. Seine Ausführungen lesen sich wie ein Leistungskatalog bzw. eine Checkliste, mit der man prüfen kann, ob man wirklich die richtigen Kandidaten für eine Führungsposition ausgewählt hat. Nett zu lesen ist auch der Beitrag von Christoph Wagner-Trenkwitz, Künstlerischer Koordinator der Wiener Volksoper, der sich unter der Überschrift „Neue Intendanten braucht das Land“ Gedanken zur Nachwuchssituation für Führungskräfte im Musiktheater macht. Der neue Intendantentyp brauche vor allen Dingen Bereitschaft zur Verantwortung.
Wer Orientierung und Anregungen in der aktuellen Diskussion für Leadership im Kulturbereich sucht, der wird sie in diesem Buch finden.
Gerald Mertens

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