Elgar, Edward
Serenade op. 20 für Streicher
hg. von Christopher Hogwood, Urtext, Partitur
Elgars Serenade für Streicher zählt neben den Serenaden von Grieg, Tschaikowsky und Dvorák zu den zentralen und beliebtesten Werken für Kammerorchester. Elgar komponierte das Werk am Anfang seiner Karriere, als er sich in Worcester niedergelassen hatte, wo er Violinunterricht gab und mit dem dortigen Laienorchester seine Werke aufführen konnte.
Der Bärenreiter-Verlag gewann für die Neuausgabe den Spezialisten für historische Aufführungspraxis Christopher Hogwood, der die akribische, philologisch korrekte, möglichst dem Autograf nahe Werkedition, die im Bereich der historischen Aufführungspraxis und der alten Musik Schule machte, nun auf die Musik des 19. Jahrhunderts anwendet.
Hogwood macht den Musiker, der sich mit Elgars Werk beschäftigen will, in der Einführung mit den Umständen der Entstehung, mit ersten Aufführungen im Laienorchester von Worcester, der schwierigen Verlagssuche und den ersten professionellen Aufführungen bekannt. Für den an historischer Aufführungspraxis interessierten Musiker gibt er auch den Hinweis auf die von Elgar selbst geleitete Schallplattenaufzeichnung aus dem Jahr 1933. Dort kann gehört werden, dass Elgar die Tempi nicht genau entsprechend seiner eigenen Metronomangaben wählte, kein kontinuierliches Vibrato einsetzte und den Portamento-Stil pflegte.
Hogwood hält sich bei der Notenausgabe streng an die Quellen, die im Editionsbericht angegeben werden. Wer sich die Mühe machen will sie einzusehen, erhält hier die genauen bibliografischen Angaben. Da die autografe Partitur des Werks wahrscheinlich vernichtet wurde, stützt sich Hogwood auf die erste gedruckte Ausgabe bei Breitkopf & Härtel aus dem Jahr 1893. Als weitere Quellen zog er Skizzenbücher und das Autograf der Fassung für Klavierduett heran. Im kritischen Kommentar gibt Hogwood akribisch Rechenschaft über Unterschiede zwischen den verschiedenen Quellen. Man kann sich so im Zweifelsfall ein genaues Bild über die Quellensituation machen, ohne die Bibliothek konsultieren zu müssen.
Der Notentext der Partitur ist sehr klar, ausreichend groß gedruckt und übersichtlich eingerichtet. Bei den Angaben zu Lautstärke, Akzenten und Bogenstrichen hält sich Hogwood an die Primärquelle. Wenn in den Quellen unterschiedliche Angaben zur Artikulation erscheinen, gibt er diese als Alternative durch eine Strichelung an.
Hogwoods Edition erfüllt alle Erwartungen, die man in eine Urtext-Ausgabe haben kann. Sie gibt dem Musiker das Notenmaterial in die Hand, um aufgrund der Kenntnis des unverfälschten und philologisch
genau erarbeiteten Notentextes einen eigenen Zugang zu diesem Werk zu suchen.
Franzpeter Messmer