Urspruch, Anton
“Das Unmöglichste von Allem”
3 CDs
Zu Lebzeiten war Anton Urspruch (1850-1907) ein anerkannter Meister seines Fachs, seine Kompositionen standen regelmäßig auf den Konzertprogrammen: sinfonische Musik, Kammermusik, Chorliteratur und vor allem Lieder. Urspruchs Oper Das Unmöglichste von Allem erfuhr 1897 in Karlsruhe ihre Uraufführung unter Leitung von Felix Mottl, im Anschluss daran wurde das Werk mehrfach nachgespielt: in Darmstadt, Weimar, Leipzig, Köln, Frankfurt am Main und in Prag unter dem Dirigat von Leo Blech. Die Kritik war sich einig: Endlich sei nach langer Zeit einmal wieder eine echt komische Oper erschienen von kultiviertem Geschmack und geistreichem Witz.
Mit Anton Urspruchs frühem Tod verschwand auch seine Musik recht schnell in der Versenkung und blieb lange dort. Im Falle der Oper Das Unmöglichste von Allem war es Peter P. Pachl, der das dreiaktige Werk wieder entdeckt hat und mit dem von ihm gegründeten und geleiteten
pianopianissimo-musiktheater Ensemble München enorme Anstrengungen unternahm, es nach rund 100 Jahren wieder auf die Bühne zu bringen. Dieses Projekt konnte im September 2011 realisiert werden, das klingende Ergebnis liegt nun als CD-Produktion vor.
Die literarische Vorlage des von Urspruch selbst verfassten Librettos (der Komponist war des Spanischen mächtig) bildet Lope de Vegas El Mayor imposible eine Komödie, in der es um liebende Frauen und naive Männer geht und deren Ausgangspunkt eine Wette ist: Die Königin entlässt ihre erfolgreichen Soldaten nach errungenem Sieg, diese mögen nun in ihrer Heimat schöne Frauen erobern. Nicht leicht, meint der Krieger Roberto, der die schönen Frauen von Vätern, Brüdern und Ehemännern bestens behütet sieht. Was prompt den Widerspruch der Königin herausfordert. Jede Frau, so ihre Überzeugung, könne sich selbst beschützen, und überdies sei der Versuch, eine nach Liebe begehrende Frau auf irgendeine Weise zu bremsen, das Unmöglichste von Allem. Natürlich bekommt sie am Ende der Oper Recht.
Anton Urspruch, der mit 21 Jahren zu einem der Lieblingsschüler Franz Liszts wurde und von ihm in Weimar kostenlos Unterricht bekam, schrieb eine wirklich originelle Musik im Konversationsstil, mit großem Gespür für die Dramaturgie des verwickelten Geschehens, mit raffinierten Ensembleszenen und prächtigen Soli. Die CD entstand als Live-Mitschnitt der Uraufführung der ungekürzten Opernversion. Dabei erweist sich das pianopianissimo-musiktheater mit seinen nicht weniger als 14 (!) Mitgliedern als grundsolide singende Theatertruppe, das Orchester des Sorbischen Nationaltheaters Bautzen unter Israel Yinon bringt Urspruchs Musik zum Leuchten.
Pachls Ausgrabung ist ein wichtiger Beitrag zur Wiederentdeckung Anton Urspruchs. Und im Idealfall wagen sich in naher oder fernerer Zukunft weitere experimentierfreudige Opernintendanten und/oder Dirigenten an dieses Unmöglichste.
Christoph Schulte im Walde