Scherz-Schade, Sven
Hurra, wir leben noch!
Der Krise getrotzt
Wie haben einige Orchester in der Vergangenheit erfolgreich ihre Abwicklung verhindert? Warum waren überhaupt einige bedroht, andere nie? Was kann man von den Erfahrungen anderer lernen?
Wie haben einige Orchester in der Vergangenheit erfolgreich ihre Abwicklung verhindert? Warum waren überhaupt einige bedroht, andere nie? Was kann man von den Erfahrungen anderer lernen?
Weil die lokalen Träger, also die beiden Städte und der Landkreis, dem Theater und dem Orchester stets die Treue halten, hat dies dem Orchester schon in den 1990er Jahren das Leben gerettet.
Als das Orchester 2012 ganz verschwinden sollte, konnten massive Demonstrationen das Schlimmste verhindern. Die Ungewissheit bleibt jedoch bestehen.
Die Zwangfusion des Blasorchesters mit dem Sinfonieorchester 1997 war eine höchst fragwürdige politische Entscheidung und wurde zum Glück rückgängig gemacht, aber leicht haben es die musiker beider Klangkörper seither noch immer nicht.
Vor zehn Jahren stand das Orchester plötzlich vor dem Aus, persönliche Tragödien spielten sich ab. Öffentliche Protest-Aktionen, konstruktive Verhandlungen mit dem Arbeitgeber und auch die Haltung des BR-Symphonieorchesters halfen dem Rundfunkorchester damals zu überleben.
Als die brandenburgische Kultusministerin Johanna Wanka vor zehn Jahren die Förderung des Traditionsorchester komplett einstellen wollte, obwohl dieses mehr als die Hälfte seines jährlichen Etats bereits damals selbst erwirtschaftete, löste sie einen Sturm der Entrüstung aus. Heute schätzt die Landesregierung ihr Filmorchester als Alleinstellungsmerkmal.
Das Rundfunkrecht setzt für die weltweit beispiellose Rundfunkorchester-Kultur in Deutschland wichtige Rahmenbedingungen; ob eine Gesellschaft sich kulturellen Reichtum auch in der Zukunft leisten will, ist schlussendlich eine politische Entscheidung.
?Seit über 40 Jahren wirkt Harald Mayr am Tiroler Landestheater in Innsbruck, davon seit 25 Jahren als Geschäftsführender Kaufmännischer Direktor. In seiner Amtszeit wurde das Haus in eine GmbH umgewandelt und das Orchester betrieblich integriert Grund genug für eine Bilanz.
Die Gestaltung der Preise für Kulturveranstaltungen folgt keinen erkennbaren Regeln: Sind es Kalkulationsergebnisse, nach der Rechnung “Kosten plus X”? Sind es die Preise, die der Wettbewerb fordert, mal knapp darüber, mal darunter? Sind es die Preise, über die ein Gremium, der Träger oder Zuwendungsgeber, etwa der Stadtrat, befindet? Oder sind es die Beträge, die der Kunde bereit ist zu bezahlen?
In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der öffentlich geförderten Kulturorchester in Deutschland kontinuierlich zurückgegangen. Entweder wurden Zuwendungen für die Orchester über längere Zeit nicht erhöht, umverteilt oder im schlimmsten Fall komplett gestrichen. Orchester wurden fusioniert, aufgelöst, weggespart. 2019 läuft der Solidarpakt II in den neuen Bundesländern aus, 2020 greift in allen Ländern die Schuldenbremse. Wann endlich beginnt für die Kultur, für die Theater und Orchester die ernsthafte öffentliche Debatte über das Ende des Einsparens, das Ende des weiteren Kürzens und über den Beginn und die Perspektiven einer echten Konsolidierung? Wie könnten neue Modelle aussehen?