Frucht, Stephan

Qualität

ist der beste Lobbyist

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: das Orchester 06/2010 , Seite 10

Die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für eine lebendige kulturelle Infrastruktur ist in Deutschland zunächst eine öffentliche Aufgabe. Nicht zuletzt die derzeitige Wirtschaftskrise macht jedoch deutlich, dass der Staat heute immer weniger in der Lage ist, auf die gesteigerten Anforderungen (post-) moderner Informationsgesellschaften mit der notwendigen Flexibilität und Finanzkraft zu reagieren. Im Kulturbereich gilt dies vor allem für die Länder und Gemeinden, die im Gegensatz zum Bund ihre Ausgaben für Kultur in den vergangenen Jahren teilweise überproportional gesenkt haben und vor weiteren Sparzwängen stehen. In diesem veränderten gesellschaftlichen Umfeld werden nicht nur die Erwartungen an Wirtschaft und Politik immer größer, sondern auch jene an unsere öffentlichen Einrichtungen, so auch an unsere Kulturinstitutionen. Der ständig wachsende Druck, eine Kosten-Nutzen-Rechnung rein nach kognitiven Gesichtspunkten aufzumachen, wird so auch an die Theater, Orchester und Opernhäuser weitergegeben. Diese fühlen sich mehr denn je in der zweifelhaften Pflicht, sich nun auch mit unkünstlerischen Mitteln “verkaufen” zu müssen, um nicht eines Tages Sparzwängen zum Opfer zu fallen. Verkaufen per se ist nichts Schlimmes, aber ohne eine hohe künstlerische Qualität der Beteiligten können auch noch so ausgefeilte Marketing- und Fundraising-Ideen wenig ausrichten. Politiker und Sponsoren sollten diesen Grundsatz verstehen; die Künstler und Kulturschaffende sollten danach leben.

Keuchel, Susanne

Orchester-Krisenmanagement ist gefragt

Reflexionen auf ein Gutachten zur Kulturfinanzierung der Theater und Orchester in Ostdeutschland

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: das Orchester 06/2010 , Seite 15

In der DDR verfügte fast jede größere Stadt über ein eigenes Orchester. Die Dichte der Orchesterlandschaft war außergewöhnlich. Nach der Vereinigung mit der BRD wurden zahlreiche Klangkörper fusioniert oder gänzlich aufgelöst. Einen ersten großen Strukturwandel hat die Orchesterlandschaft Ostdeutschlands also schon hinter sich. Der zweite ist in vollem Gange. Der demografische Wandel, die Arbeitsmarktsituation, die wirtschaftliche Lage und aktuelle Krise führen in den neuen Bundesländern zu mehr strukturschwachen Gebieten als in den alten Bundesländern. Die Politik wird entscheiden, ob sie die gefährdeten Gebiete künftig entweder gänzlich aufgeben oder gerade ganz besonders in sie investieren will. Wie können sich die Orchester in dieser Situation verhalten, was können sie tun?

Scherz-Schade, Sven

Wenig gute Beispiele

Die Orchester der neuen Bundesländer. Gespräch mit Ulrich Blum und Tobias Glufke

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: das Orchester 06/2010 , Seite 17

Die deutschen Orchester stehen wirtschaftlich unter Druck. Insbesondere im Osten, wo es zu DDR-Zeiten verhältnismäßig viele Ensembles gab, sehen die klassischen Klangkörper einer schweren Zukunft entgegen. Wenn 2019 der Solidarpakt II ausläuft, werden sich die staatlichen Gelder für Kultureinrichtungen der neuen Bundesländer drastisch verringert haben. Können die Orchester dort auf Sponsorenhilfe oder Unterstützung der Privatwirtschaft hoffen? Nur mäßig. Das zeigt die aktuelle Studie, welche die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) in Auftrag gegeben hat. Sven Scherz-Schade sprach mit IWH-Präsident Ulrich Blum und IWH-Mitarbeiter Tobias Glufke, der die Studie erarbeitet hat. Beide gaben Auskunft über “Die Kulturfinanzierung für Theater und Orchester in den neuen Ländern: Analyse des Ist-Zustands, Projektionen der langfristigen Entwicklung und Bewertung dieser Herausforderungen” – so der Titel der Studie.

Zimmermann, Olaf

Entscheidungen sind gefragt

Und die Orchester zu rechtzeitigem Handeln aufgerufen

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: das Orchester 06/2010 , Seite 20

Die Ruhe vor dem Sturm geht spürbar zu Ende, die Wirtschaftskrise ist mit der prognostizierten Verzögerung nun auch in den öffentlichen Haushalten angekommen. Kulturetats werden drastisch gekürzt, die so genannte “Schuldenbremse” verpflichtet zu einer weiteren Reduzierung der öffentlichen Ausgaben und die Bundesländer dazu, ab 2020 keine Schulden mehr zu machen. Hinzu kommt die demografische Entwicklung und eine Reihe weiterer wichtiger Einflussfaktoren, die es den Orchestern und Musiktheatern künftig schwer machen werden. Wie bleiben sie überlebensfähig bzw. werden es?

Scherz-Schade, Sven

Ökonomische Kunststücke

Effizienz darf für Generalmusikdirektoren kein Tabu sein. Gespräch mit Georg Fritzsch

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: das Orchester 06/2010 , Seite 23

Seit der Spielzeit 2003/04 ist Georg Fritzsch Generalmusikdirektor der Landeshauptstadt Kiel. 2009 wurde er zudem als Chefdirigent des Tiroler Symphonie Orchesters Innsbruck an das Tiroler Landestheater Innsbruck berufen. Georg Fritzsch studierte Violoncello an der Hochschule für Musik “Carl Maria von Weber” in Dresden und war von 1986 bis 1996 als Solocellist beim Philharmonischen Orchester Gera engagiert. Parallel dazu verfolgte Georg Fritzsch sein Dirigierstudium in Dresden und Leipzig. Aufgewachsen ist er mit sozialistischer Planwirtschaft. Davon und von einer starren Kameralistik im Kulturbereich hält er nicht viel.

Gartiser, Peter

Die gute Lage

Konzerthäuser und Theater verfügen über erhebliche Potenziale in der Eigenfinanzierung

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: das Orchester 06/2010 , Seite 26

Angesichts der Haushaltslage der öffentlichen Hand blicken die Theater und Konzerthäuser in eine ungewisse Zukunft. Die Erfahrung aus früheren Konjunkturzyklen zeigt, dass Kulturbetriebe die Konsequenzen der Wirtschafts- und Finanzkrise erst mit einer Verzögerung von bis zu drei Jahren zu spüren bekommen.