Frucht, Stephan
Qualität
ist der beste Lobbyist
Die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für eine lebendige kulturelle Infrastruktur ist in Deutschland zunächst eine öffentliche Aufgabe. Nicht zuletzt die derzeitige Wirtschaftskrise macht jedoch deutlich, dass der Staat heute immer weniger in der Lage ist, auf die gesteigerten Anforderungen (post-) moderner Informationsgesellschaften mit der notwendigen Flexibilität und Finanzkraft zu reagieren. Im Kulturbereich gilt dies vor allem für die Länder und Gemeinden, die im Gegensatz zum Bund ihre Ausgaben für Kultur in den vergangenen Jahren teilweise überproportional gesenkt haben und vor weiteren Sparzwängen stehen. In diesem veränderten gesellschaftlichen Umfeld werden nicht nur die Erwartungen an Wirtschaft und Politik immer größer, sondern auch jene an unsere öffentlichen Einrichtungen, so auch an unsere Kulturinstitutionen. Der ständig wachsende Druck, eine Kosten-Nutzen-Rechnung rein nach kognitiven Gesichtspunkten aufzumachen, wird so auch an die Theater, Orchester und Opernhäuser weitergegeben. Diese fühlen sich mehr denn je in der zweifelhaften Pflicht, sich nun auch mit unkünstlerischen Mitteln “verkaufen” zu müssen, um nicht eines Tages Sparzwängen zum Opfer zu fallen. Verkaufen per se ist nichts Schlimmes, aber ohne eine hohe künstlerische Qualität der Beteiligten können auch noch so ausgefeilte Marketing- und Fundraising-Ideen wenig ausrichten. Politiker und Sponsoren sollten diesen Grundsatz verstehen; die Künstler und Kulturschaffende sollten danach leben.