Brinker, Henry C.
Klassik zwischen Kunst und Kommerz
Orchester und Marketing
Feudale Herrschaftsverhältnisse mit ihrer höfischen Pflege der Künste liegen weit zurück und auch die Bürgergesellschaft traditioneller Prägung ordnet sich völlig neu. Die Kirchen als religiöse Stifter und Auftraggeber spielen nur noch eine untergeordnete Rolle. Geblieben sind kulturelle Güter wie die tradierten Strukturen unserer Orchesterlandschaft. Manch großer Klangkörper, so will es scheinen, trauert als taumelnder Dinosaurier in einer ihm fremd gewordenen Welt der verlorenen Zeit hinterher. Aus Musikern, die als gesuchte Künstler früher unter verschiedenen Angeboten auf Anstellung auswählen konnten, sind Vertreter einer Zunft geworden, die nun einen historisch einmaligen Perspektiven- und Rollenwechsel vollziehen müssen. Denn aus den Umworbenen sind selbst Werber geworden, die sich auf die Suche machen müssen: nach Publikum, nach Aufträgen, ja sogar nach einer neuen, grundlegenden Legitimation ihrer öffentlich finanzierten Existenz. Welche Rolle spielt hierbei das Marketing?