Schlagwort: Kulturaustausch
Scherz-Schade, Sven / Sandra Sinsch
Grenzlandtheater
Ein Stück gelebtes Europa?
Auch ein Theater hat seinen “Standortfaktor”. Ein Opernhaus etwa, das sich in unmittelbarer Nähe zur Grenze befindet, holt sein Publikum von beiden Seiten der Grenze. Mitunter musizieren dort auch Künstler aus dem nahe gelegenen Nachbarland. Das wird heute in Zeiten offener Grenzen in Europa immer selbstverständlicher. Doch nicht überall klappt die europäische Integration ideal. In manchen Kultureinrichtungen läuft es besser, weil genau die richtigen Leute am Hebel sitzen. An anderen Häusern hakt es, weil es kaum Förderinitiativen gibt. Die Titulierung “Grenzlandtheater” finden dabei viele Theatermacher eher problematisch. Man will sich ja eben nicht über die Grenze definieren. Man will, dass die Grenzen verblassen.
Scherz-Schade, Sven
Völkerverbindung vor der Haustür
Wie sieht Kulturpolitik für Grenzregionen heute aus?
?Es scheint kein besonderes Thema zu sein. Zwar sind sich Kulturpolitiker in Deutschland durchweg einig, dass europäischer Kulturaustausch und kulturelle Kooperationen gefördert werden sollen. Dass dies aber explizit in Grenzregionen geschehen muss, ist nicht zwingend. Und wer soll das bezahlen? Es gibt aber Fördertöpfe speziell für Kulturprojekte im Grenzland. Und wer lange genug sucht, findet zu jedem Topf den passenden Deckel.
Sinsch, Sandra
Der kleine Grenzverkehr
Das Konzertleben in Frankfurt (Oder)
Man weiß zwar, dass sie kommen, doch nicht, wie viele es sind. Selbstständigkeit ist gefragt, wenn polnische Besucher nach Frankfurt (Oder) ins Konzert kommen möchten. Die grenzüberschreitende Education-Arbeit funktioniert jedoch ebenso hervorragend wie groß angelegte internationale Kooperationen.
Sinsch, Sandra
Keine Konkurrenz
Das Theater Aachen setzt auf Kooperation
Die Theatersysteme in Belgien und den Niederlanden unterscheiden sich erheblich vom deutschen Repertoirebetrieb. Das macht die Abstimmungen mit den Nachbarn schwierig. Doch am Theater Aachen findet man immer wieder Lücken für interessante Kooperationen.
Scherz-Schade, Sven
Per Rheinexpress in die Oper
Internationales Musiktheater in Straßburg
Sie machen Oper für ein länderübergreifendes Publikum. Franzosen, Deutsche und Schweizer besuchen die Vorstellungen der Rheinoper Straßburg. “Wir liegen in Europa in der Mitte, nicht an der Grenze”, sagt Intendant Marc Clémeur. Er hat am Haus zweisprachige Übertitel und französisch-deutsche Spielzeithefte als Standard eingeführt. Außerdem gibt es noch einen Zubringerbus, den so genannten Rheinexpress. Der soll die rechtsrheinischen Gäste zu den Opernvorstellungen bringen. Doch das Angebot wird kaum genutzt. Denn die Gäste kommen auch so. Mit dem eigenen PKW.
Grenznähe ist entscheidend
Sven Scherz-Schade im Gespräch mit Roland May, Generalintendant des Theaters Plauen-Zwickau
Der Schauspieler, Theaterregisseur und Intendant Roland May leitet seit der Spielzeit 2009/10 als Generalintendant das Theater Plauen-Zwickau. Zuvor war er Intendant am Theater Zittau. An diesem grenznah gelegenen Spielort war der internationale Kulturaustausch mit den Nachbarländern Polen und Tschechien ein Schwerpunkt seiner Arbeit. Das ist an seiner neuen Wirkungsstätte anders. Von Plauen sind es übers Vogtland bis zur tschechischen Grenze nach Hranice u Ae (Roßbach) zwar auch nur 25 Kilometer oder 30 Minuten mit dem PKW. Doch ist das schon zu weit weg, als dass man sich als Grenzlandtheater fühlen würde. Und historisch war man das auch nie.
Scherz-Schade, Sven
Standortfaktor Europäisierung
Gelebte und geförderte Kultur in Görlitz/Zgorzelec
Ein paar Schritte über die Neiße-Brücke, dann ist man in Görlitz “drüben” in Polen. Bereits Anfang der 1990er Jahre hat sich Görlitz den Titel “Europastadt Görlitz/Zgorzelec” gegeben. Das Selbstverständnis spiegelt sich auch im Angebot der dortigen Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau GmbH wider. Musiktheaterproduktionen werden beispielsweise polnisch übertitelt. Tschechisch allerdings nicht. Von Zittau aus ist Tschechien nur einen Katzensprung entfernt. Trotzdem: Die Anbindung ist hier nicht so eng wie nach Polen. Die Publikumsströme aus Polen sind weitaus größer.
Sinsch, Sandra
“Die Grenze ist Teil unserer Identität”
Die Theater Saarbrücken und Konstanz im Porträt
Die Lage an der Grenze gehört in Konstanz wie in Saarbrücken zum historisch gewachsenen Selbstverständnis der Bevölkerung, aber auch der Theatermacher. Während man sich am Bodensee jedoch aufgrund fehlender Sprachbarrieren ganz auf die kreative Ausarbeitung der Programme für die Nachbarn konzentrieren kann, will und muss man am Saarländischen Staatstheater noch attraktiver für französische Besuchergruppen werden.
Valder-Knechtges, Claudia
In geduldiger Hoffnung
Vor-professionelle Ausbildung und kulturpolitisch-gesellschaftliches Engagement beim Münchner ensemble interculturel
Frappierendes Niveau, international bekannte Solisten, ausverkaufte Säle in der Münchener Innenstadt: In nur zwei Jahren hat sich das ensemble interculturel zu einem hoffnungsvollen Nachwuchs-Orchester entwickelt. Das Konzept, begabten Jugendlichen unter professioneller Anleitung früh Einblick in die Orchesterpraxis zu gewähren, geht auf. Doch steckt noch viel mehr dahinter. Einblicke von Claudia Valder-Knechtges.