Unterwegs mit Schumann
Ein Reisebegleiter für Musikfreunde, für das Schumann-Netzwerk hg. und bearbeitet von Ingrid Bodsch
Schon der erste Blick verrät alles über dieses nette Buch: Wir haben es mit einem Schumann-Baedeker zu tun. Einzelne Aufsätze vermitteln dem heute auf Schumanns Spuren Reisenden Informationen über Zwickau, Leipzig, Heidelberg, Dresden, Düsseldorf, Bonn. Es werden Wege in Italien, Österreich, Russland oder Holland beschrieben, die Robert Schumann allein oder mit seiner Frau gereist ist. Man kann die Wege nachschreiten, ehrfurchtsvoll an einzelnen Stationen, an Wohnhäusern, Konzertsälen oder Kaffeehäusern verweilen und Sightseeing der etwas anderen Art betreiben.
Die Autoren sind zumeist sehr eng mit den jeweiligen Schumann-Stätten der Schumann-Städte verbunden. So lässt es sich die Herausgeberin des Bandes, die Leiterin des Bonner Stadtmuseums, Ingrid Bodsch, nicht nehmen, selbst Schumanns Besuche in Bonn und seinen Aufenthalt in Endenich zum Nachwandern aufzubereiten. Ebenso über viele Jahre intim vertraut mit Schumann und seinen Orten schrieben Ute Bär den Artikel für Zwickau, Petra Dießner für Leipzig und Dresden, Irmgard Knechtges-Obrecht für Düsseldorf, Köln und Aachen, die Schumann-Koryphäe Gerd Nauhaus für verschiedene Reisen. Gewonnen werden konnte auch die österreichische Historikerin Klaralinda Ma-Kirchner für die nicht unerhebliche Schumannsche Lebensstation Wien. Zwei jungen Schumann-Forschern, Wolfgang Seibold (Heidelberg) und Sigrid Lange (Umgebung Bonns), wurde die Möglichkeit einer Präsentation geboten.
Durch die Betonung des Touristischen erfährt der Leser jedoch letzendlich zu Schumann und seinem Werk in diesen zwölf Texten in der Regel sehr wenig. Durch das Nachwander-Konzept verblassen die Texte in vielen Passagen zu reinen Aufzählungen. Tagebuchaufzeichnungen werden zitiert, viel Wissenswertes aus Sozial- und Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts wird zusammengetragen, aber nur selten vertieft. Die historische Topografie der jeweils behandelten Städte wird meist sachkundig reflektiert und für den Reisenden von heute aktualisiert. Dem Schumann-Touristen helfen Öffnungszeiten von Gedenkstätten, Stadtpläne, Anfahrtshinweise. Eine opulente Auswahl an zeitgenössischen und heutigen Fotos, Gemälden, Zeichnungen und Stichen der beschriebenen Örtlichkeiten (leider nur schwarz-weiß) macht das Buch zu einem schönen Geschenkband.
Mit diesem Wanderführer präsentiert sich das Schumann-Netzwerk, das mit seinem Internet-Portal (www.schumann-portal.de) eine vorbildliche elektronische Plattform für die Schumann-Forschung bietet. Seit 2006 finanzieren der Bund und die Träger verschiedener Schumann-Institutionen in Deutschland damit eine Struktur, die das Wissen über Schumann zu bündeln weiß. Synergieeffekte entstehen, Doppelarbeit wird vermieden, die Schumann-Forschung hat, auch mit Hilfe dieses Netzwerks, in den vergangenen Jahren wichtige neue Impulse erhalten. Das Schumann-Portal verlinkt alle wichtigen elektronischen Schumann-Seiten, stellt aber auch Quelltexte wie das Schumann-Werkverzeichnis des MGG-Artikels oder die von Julia Nauhaus sogfältig erstellte Zeittafel zu Schumanns Leben als Volltext der Forschung zur Verfügung. Dieses Itinerar rundet übrigens auch diesen gedruckten Schumann-Reisebegleiter sinnvoll ab.
Katharina Hofmann