SPLASH – Perkussion NRW

Werke von Varèse, Limbrick, Kopetzki, Reich, Froleyks und Rouse

Rubrik: CDs
Verlag/Label: classicclips CLCL 115
erschienen in: das Orchester 02/2011 , Seite 77

SPLASH – Perkussion NRW ist das Landesjugendschlagzeugensemble des Landes Nordrhein-Westfalen unter Leitung von Ralf Holtschneider und Stephan Froleyks. Die CD ist eine Koproduktion mit dem Deutschlandfunk. Zu hören sind neben den „Klassikern“ Ionisa­tion (1931) von Edgard Varèse und Music for Pieces of Wood (1973) von Steve Reich und einem weiteren „älteren“, weniger bekanntem Werk Bonham for eight percussionists (1988) von Christopher Rouse drei Ersteinspielungen: Machine for Living (2009) von Simon Limbrick (*1958), Marimba Splash – Concertino for two Marimbas and four Percussionists (2009) von Eckart Kopetzki (*1956) und Not yet near day (2009) von Stephan Froleyks (*1962). Diese Ersteinspie­lungen sind von der Kunststiftung NRW geförderte Auftragskompositionen für Splash.
Mit Ionisation, einem der Schlüsselwerke der Musik des 20. Jahrhunderts, setzt Splash gleich am Anfang der CD eine Duftmarke. Das Stück wird klanglich sehr ansprechend, spieltechnisch präzise, auch bei lauten Stellen klar und durchsichtig präsentiert. Der Titel von Limbricks Machine for Living lässt erahnen, dass maschinelle Ostinatorhythmen das dreiteilige Stück prägen. Kopetzkis Concertino stellt zwei Marimbas vier Spieler mit verschiedenen Trommeln und Metallklängen – im Wesentlichen verschiedene Splashbecken – gegenüber. Ein Stück voller Spannung und Energie.
Mit Steve Reichs Music for Pieces of Wood präsentiert Splash ein wichtiges Werk der Minimal Music und der Musik des 20. Jahrhunderts überhaupt. Ausschließlich für Klanghölzer verkörpert das Stück Minimalismus nicht nur aufgrund des Kompositionsprinzips, sondern auch durch die Reduktion auf ein Minimum an instrumentaler Farbigkeit und Vielfalt. Hier geht es wirklich nur um Rhythmus und Verschiebungen von rhythmischen Figuren. Ähnlich reduziert kommt Not yet near day von Stefan Froleyks daher. Sieben Spieler spielen je sieben Metallblumenkästen unterschiedlicher Ton­höhen, die jeweils eine quasi aleatorische, nicht gestimmte Skala bilden. Allerdings werden hier durch Anschlagsart und -mittel doch sehr unterschied­liche Klänge erzeugt – verblüffend, wie ausdrucksstark ein Blumenkasten auch ohne Flora sein kann. Das Stück erinnert sehr an indonesische Gamelanmusik und bringt damit wieder eine völlig andere Klangwelt zu Gehör.
Rouses Bonham ist eine Hommage an einen der größten Drummer der Rockmusik – an John Bonham, der mit seinem unverwechselbaren Sound und Stil die Musik von Led Zeppelin ganz wesentlich mit geprägt hat. Bei kaum einem seiner Kollegen weiß man bereits nach kürzestem Höreindruck, wer hier die Schlägel schwingt! Das Stück beginnt mit einem für Bonham so typischen schweren Rockgroove der Gattung „kein Schlag mehr als unbedingt notwendig“. Sicher keine Schande, wenn auf dieser CD der Sound und die Intensität des Originals nicht erreicht werden. Das Stück ist eine im Wesentlichen von Trommeln geprägte, recht gelungene Symbiose aus Rock mit typischen Grooves und Fills und Kompositionstechniken neuer Musik.
Die CD ist sowohl unter künstlerischem als auch unter aufnahmetechnischem Gesichtspunkt sehr gut. Sie bietet ein abwechslungsreiches und interessantes Programm, das sicher nicht nur eingefleischten Liebhabern von Perkussionsmusik gefallen dürfte.
Axel Fries