Sinfonische Bläsermusik
Werke von Pavel Stanek, Percy Aldridge Grainger, Felix Mendelssohn Bartholdy, Friedrich Gulda und Leonard Bernstein
Friedrich Guldas Konzert für Violoncello und Blasorchester ist ohne Zweifel dasjenige Stück auf dieser abwechslungsreichen CD, das den Hörer am meisten zum Schmunzeln verführen wird. Selten ist nicht nur die Kombination von Cello und Blasorchester, sondern auch die Vielfalt der Stilrichtungen in dieser fünfsätzigen Komposition. Auf hinreißend kunstvolle Art werden die musikalischen Ausflüge in Rock, Jazz, Klassik, Barock, Militärmusik und volkstümliche Blasmusik miteinander kombiniert und parodiert.
An den Cellisten werden höchste spieltechnische Ansprüche gestellt, mit sämtlichen Klangfarben des Streichinstruments wird geradezu jongliert. Virtuos wird der dritte Satz Cadenza, Höhepunkt des Konzerts, von Jan Hendrik Rübel dargeboten. Sein feinnerviges und nuancenreiches Spiel ist eindrucksvoll.
Einer ganz anderen Klangästhetik folgt der etwas restaurativ anmutende St. Thomas Choral mit feierlich-ernsthaftem Charakter von Pavel Stanek. Über langsam anschwellenden Bläserakkorden entfaltet sich eine sanglich geführte Melodie im hohen Holz, die in eine glanzvolle Steigerung mündet.
Lincolnshire Posy gehört zu den Klassikern für großes Blasorchester. Der Australier Percy Aldridge Grainger schrieb das Werk, in dem er englische Folksongs verarbeitete, 1936 für ein Konzert der American Bandmasters Association. Für Grainger stand die richtige Klangmischung im Vordergrund. Er orchestrierte nur wenige Takte seiner Kompositionen und kombinierte sie anschließend im Orchester, um die verschiedenen Bläserfarben optimal nutzen zu können.
Die Ouvertüre für Harmoniemusik op. 24 komponierte Felix Mendelssohn Bartholdy im Alter von 15 Jahren. Die Originalversion für elf Instrumente konnte er trotz wiederholter Versuche nicht veröffentlichen. 1838 wurde das Werk von Mendelssohn selbst für Blasorchester uminstrumentiert. Die Komposition gehört zu den wenigen originalen Konzertmusiken, von Märschen abgesehen, die im 19. Jahrhundert für Blasorchester geschrieben wurden.
Aus den reizvollen Melodien von Leonard Bernsteins Musical West Side Story schuf Günther Gürsch ein sehr gelungenes Arrangement für sinfonisches Blasorchester. Geschickt werden die Ausdrucksmöglichkeiten der solistisch hervortretenden Holz- und Blechbläser genutzt, auch der homogene Ensembleklang vermag zu überzeugen. Bernsteins hochdifferenzierte Melodik und Harmonik kommen in den verschiedenen Registern überzeugend zur Geltung.
Mit rhythmischer Präzision und lebhaft-schwungvoller Gestaltung dieser in Stil, Zugriff und Kompositionstechnik äußerst individuellen Stücke erreicht das Landespolizeiorchester Brandenburg unter der Leitung des jungen Dirigenten Peter Vierneisel ein wirklich schönes Ergebnis!
Juliane Bally