Lunte, Frank / Claudia Müller-Elschner

Saxophon

Ein Instrument und sein Erfinder, mit CD

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Nicolai, Berlin 2014
erschienen in: das Orchester 03/2015 , Seite 68

Das von Frank Lunte und Claudia Müller-Elschner herausgegebene Buch lädt zum Blättern und Schmökern ein. Schon rein äußerlich ist es ausgesprochen ästhetisch gestaltet. Dem goldenen Saxofon auf der Titelseite entspricht ein goldener Einband und eine Fülle von Abbildungen und Fotos mit ungewöhnlichen Saxofonen und anderen Saxinstrumenten.
Thematisch finden sich Artikel, die sich mit dem Leben von Adolph Sax, seinen zahlreichen Erfindungen, der Bau-Charakteristik des Saxofons, der Entwicklung des Saxofon-Repertoires, frühen Jazz-Saxofonisten (Sidney Bechet, Coleman Hawkins, Lester Young, Charlie Parker und andere), den durch Sigurd Raschèr und Marcel Mule begründeten französischen und deutsch-amerikanischen Schulen und der Geschichte des Saxofons während der NS-Diktatur in Deutschland beschäftigen.
Alle Texte sind sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch abgedruckt. Inhaltlich findet sich kaum etwas, was nicht schon in anderen Büchern und Aufsätzen in ähnlicher Weise publiziert wurde. Die Texte sind jedoch gut lesbar und fassen auf engem Raum Bekanntes und Wissenswertes zusammen. Leider finden sich nur zu einem Teil der Artikel im Anhang Literaturangaben, auf genaues Zitieren wurde durchgehend verzichtet. Die Artikel haben damit eher publizistischen als wissenschaftlichen Charakter und sind als wissenschaftliche Sekundärliteratur nur bedingt verwendbar. Dies dürfte allerdings für die meisten Leser kaum von Belang sein.
Was beim Lesen etwas irritiert, ist die gegenüber Adolph Sax und dem Saxofon affirmative Haltung. Die positiven Seiten werden überhöht, negative charakterliche Seiten des Instrumentenbauers und die zweifelsohne bestehenden akustischen Nachteile des Saxofons werden nur am Rand angesprochen. Schön herausgearbeitet ist hingegen die Frühgeschichte des Instruments und die Entwicklung des Saxofon-Repertoires. So zeigen insbesondere Jens Luckwaldt, Hans-Jürgen Schaal und Henning Schröder, dass sich die Bemühungen Adolph Sax’ eben nicht nur auf die Konstruktion und den Bau von Instrumenten beschränkte, sondern Sax durch gezielte Kompositionsaufträge und Instrumentenvorführungen versuchte, die Popularität seiner Instrumente zu vergrößern. Auch die Rolle früher Solisten und das Aufkommen des Jazz in den 1920er Jahren werden hinsichtlich der Verbreitung des Saxofons plastisch geschildert.
Die beiliegende, von Frank Lunte eingespielte CD stellt so etwas wie eine Saxofon-Anthologie en miniature dar. Frühe Salon-Piècen und Etüden finden sich ebenso wie Werke der 1910er Jahre bis hin zu solchen der Gegenwart. Besonders hörenswert sind dabei Luntes Interpretationen der Légende von Florent Schmitt, der Sonate von Günter Raphael und dem Konzert von Lars-Erik Larsson.
Martin Losert