Lejeune, Jérôme
Musikinstrumentenführer, II. Teil (18001950)
Buch und 8 CDs
Zwei wesentliche Merkmale unterscheiden Jérôme Lejeunes Musikinstrumentenführer von herkömmlichen Vertretern dieser Art Nachschlagewerke: Zum einen vermittelt er in erster Linie eine zeitliche Einordnung und beschreibt die zwischen 1800 und 1950 bereits vorhandenen und wichtigen, sich weiterentwickelnden bzw. neu entstehenden klassischen Musikinstrumente und ihren Einsatz im Orchester, in der Kammer- und Kirchenmusik. Zum zweiten ergänzt Lejeune seinen durchweg knappen Text und die gute Bebilderung durch zahlreiche Musikbeispiele, die zum Teil eigens für diese Ausgabe aufgenommen und auf acht CDs zusammengestellt wurden.
In einem Überblick listet Jérôme Lejeune zunächst die wesentlichen Einflussfaktoren auf, die im betrachteten Zeitraum für das Entstehen neuer, das Verschwinden oder die Weiterentwicklung bestehender Instrumente verantwortlich waren. Entwicklungen wie das Erwachsenwerden des bürgerlichen Musiklebens mit seinen (größer werdenden) Konzertsälen oder die zurückgehende Bedeutung der Kirchenmusik werden dabei vom Autor aufgegriffen und in den Zusammenhang mit einzelnen Instrumenten oder Instrumentengruppen gestellt.
In der Darstellung der einzelnen Musikinstrumente, die dann den größten Raum des rund 150-seitigen Bandes einnimmt, fällt vor allem die Gewichtung zugunsten der Bläser auf; hier scheint es zumindest aus heutiger Sicht im 19. Jahrhundert die größten nachwirkenden Veränderungen gegeben zu haben, seien es Neuentwicklungen wie das Saxofon oder der erhebliche technische Ausbau der Blechbläserfamilie. Selbstverständlich kommen aber auch wichtige Entwicklungen bei den Streichern und vor allem bei den Tasteninstrumenten zur Sprache, wenngleich aus einer durchaus frankofon geprägten Perspektive.
Lejeunes Text ist äußerst knapp gehalten und greift in seiner Stichwortartigkeit teilweise zu kurz. Vor allem hätte man sich neben einer etwas geschliffeneren Formulierung mehr technische und historische Details zur Enstehung und Entwicklung und zum Einsatz vieler Instrumente gewünscht. Zitate sind zwar gekennzeichnet und einem Urheber zugeordnet, eine Quellenangabe fehlt aber meist vollständig. Dies ist um so bedauer-
licher, als der gesamte Band ohne Literaturverzeichnis auskommt eine Schwäche, die in einer Neuauflage unbedingt zu korrigieren wäre! Hilfreich wäre dann auch eine Vergrößerung des heute kaum DIN A5 mes-
senden Formats zugunsten einer etwas größeren Schrift und größeren Bildern.
Die Stärken des vorliegenden Führers liegen neben einer guten Bildauswahl in den auf den beiligenden CDs versammelten Musikbeispielen. Diese sind nicht nur umfassend in der Unterstützung des Textes, sondern auch prägnant ausgewählt und im Fall von Neuaufnahmen gut produziert. Wer wissen will, wie eine Stopftrompete, ein Echokornett oder ein Klappenhorn wirklich klingen, ist bei Jérôme Lejeune bestens aufgehoben.
Daniel Knödler