Heister, Hanns-Werner / Walter-Wolfgang Sparrer (Hg.)
Komponisten der Gegenwart
50. bis 52. Nachlieferung (Insgesamt: 9 Loseblattordner, 10688 S.)
Seine fünfzigste Nachlieferung konnte das seit 1992 erscheinende Loseblattlexikon Komponisten der Gegenwart inzwischen feiern. Noch immer präsentiert es sich in dieser durch den Fortschritt der Medientechnik fast schon überholten äußeren Form, die, auf neun Ordner angewachsen, inzwischen fast siebzig Bücherregal-Zentimeter einnimmt. Der Nutzer muss entscheiden, ob er für das absehbare weitere Wachstum Platz hat, oder ob er auf die unter www.nachschlage.net zugängliche Online-Ver-
sion umschwenkt. Dort ist es möglich, eine dauerhafte Nutzungslizenz zu erwerben oder nach einer ersten Recherche Artikel einzeln per Rechnung abzurufen.
Je weiter das Projekt voranschreitet, desto mehr dehnt sich der Gegenwarts-Begriff nach rückwärts aus. Mehrere Komponisten, die im frühen 20. Jahrhundert aktiv waren und noch im 19. geboren wurden, erfahren jetzt erst ihre ausführliche Würdigung. Dazu gehören Ernest Bloch, dessen Schaffen mit Ausnahme der Werke mit jüdischer Thematik nach wie vor wenig verbreitet ist; Alexander Skrjabin mit seinem visionären, die Musik überschreitenden Mysterien-Konzept; und Charles Ives, dessen radikal eigenständige Moderne sich vor allem als Nachwirkungsgeschichte entfaltete. Nachvollziehbar ist es, dass im Fall Ives die KdG-Normen durchbrochen werden: Der unübersichtlichen Quellenlage wegen ist das Werkverzeichnis nicht chronologisch, sondern nach Gattungen gegliedert.
Man sollte nicht glauben, wie oft im vermeintlich gut dokumentierten 20. Jahrhundert auch sonst Unklarheiten bestehen bleiben: etwa bei Conlon Nancarrow (bei dem jetzt ein umfangreicher Blätteraustausch Feinkorrekturen vornimmt) oder im Falle André Prévins, dessen frühes Filmmusikschaffen vor Beginn seiner Dirigentenkarriere nicht leicht zu erfassen ist.
Zu den weiteren Musikschaffenden, die jetzt ausführlich gewürdigt werden, gehören John Adams, Johannes Kalitzke, Gerd Kühr, Graciela Paraskevaidis, Cergio Prudencio, Hora?io Radulescu, Galina Ustvolskaja und Kevin Volans. Im Falle des in den vergangenen Jahren im hiesigen Musikleben neu entdeckten Mieczyslaw Weinberg liegt immerhin ein mühevoll recherchiertes Werkverzeichnis vor. Bei den ausführlicher dargestellten wie auch bei den wenigstens mit zweiseitigen Grundblättern neu aufgenommenen Komponisten fällt wieder die breite Streuung auf, die keinerlei stilistische oder geografische Schranken kennt.
Wie immer gehört zur Standardausstattung der einzelnen Komponisten-Porträts eine Vielzahl abschließender Verzeichnisse: Aufgelistet werden in Auswahl Selbstzeugnisse und Schriften über die Komponisten, Diskografien und Filmografien. Dass die Bibliografien außer auf gedruckte Informationen zunehmend auf Websites verweisen: Auch dies ist ein Zeichen des Umbruchs im fortschreitenden Informationszeitalter.
Gerhard Dietel