“Jazzet, Frohlocket”

Opera Swing Quartet

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Bella Musica BM313071
erschienen in: das Orchester 05/2015 , Seite 82

Bekannt ist das Opera Swing Quartet (OS4) durch die Kombination von Konzertklassikern und Opernhits mit Standards des Jazz. Seit zwanzig Jahren verbinden die vier Musiker Wolfgang Heinzel (Klavier, Arrangements), Wolfgang Weth (Klarinette, Bassklarinette), Peter Cerny (Kontrabass, E-Bass) und Rainer Engelhardt (Schlagzeug, Moderation) spielerisch die sogenannte U- und E-Musik zu einem in sich stimmigen Ganzen. Dies geschieht durch eine gehörige Portion Swing, raffinierte Arrangements, instrumentales Können und ein musikalisches Augenzwinkern, welches immer wieder zu spüren ist.
Auch visuell ist dieses „Augenzwinkern“ umgesetzt. Bereits die Rückseite des Booklets persifliert die Vorderseite des Covers, indem vor dem gleichen Hintergrund anstelle der Künstler vier Nussknacker abgebildet sind. Dieser in der Covergestaltung durchweg vorhandene Humor ist eine konsequente Umsetzung des in der Musik vorhandenen Spielwitzes und der Spielfreude. Wie der Titel Jazzet, Frohlocket bereits verrät, handelt es sich bei der vorliegenden Einspielung um eine Aufnahme mit weihnacht-
lichen Klängen. Traditionelle Weihnachtslieder, Christmas Songs und Swing Standards treffen auf Bach, Tschaikowsky, Puccini, Gershwin oder Humperdinck.
Die Aufnahmen werden eröffnet durch eine swingende Version von Santa Claus is coming to town in Kombination mit dem Stück Morgen, Kinder, wird’s was geben. Johann Sebastian Bachs Eingangschor aus dem Weihnachtsoratorium wird in Verbindung mit dem Lied Süßer die Glocken nie klingen zu einem herrlichen Jazz-Waltz verarbeitet. Maria durch ein Dornwald ging besticht durch die gekonnte Reharmonisation dieses Werks. Nach der Bearbeitung einer Swing Nummer von Jimmy Giuffre folgt eine OS4-Version von Tschaikowskys Nussknacker. Die Raffinesse des Arrangements, welches George Gershwins „It ain’t necessarily so“ aus Porgy and Bess mit dem „Arabischen Tanz“ mischt, besticht. Der „Blumenwalzer“, der in dieser Bearbeitung kein Walzer mehr ist, und der „Marsch der Zinnsoldaten“ überzeugen durch Abwechslung und das eingebaute Jingle Bells.
Wolfgang Heinzels Klavier-Solo über das Stück Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will berührt durch die Harmonik und die leise Art der Darbietung. In Kontrast dazu steht der folgende Christmas Gospel. Ihr Kinderlein swinget bietet Variationen über das Weihnachtslied ähnlichen Namens. Natürlich dürfen auf einer Weihnachtsaufnahme zwei Stücke nicht fehlen: Irving Berlins White Christmas und Martin Luthers Vom Himmel hoch, da komm’ ich her. Giacomo Puccinis „Arie de Musetta“ aus La Bohème mit Carlos Antonio Jobims One Note Samba zu verbinden, ist eine absolut gelungene Idee. X-Mas in Space spielt mit Weihnachtsliedzitaten und dem Sound. Den Abschluss der CD bilden Dexter Gordons Nursery Blues und eine Bearbeitung von Engelbert Humperdincks „Abendsegen“ aus Hänsel und Gretel.
Die vorliegende Einspielung ist eine absolute Empfehlung im Genre Weihnachtslieder. Sie bietet Kunst auf hohem Niveau!
Ulrich Falk