Mahnkopf, Claus-Steffen
Hommage à Steven Kazuo Takasugi
für Klavierquartett, Partitur
Die Besetzungsbezeichnung Klavierquartett ist im Fall von Claus-Steffen Mahnkopfs Hommage à Steven Kazuo Takasugi durchaus ein wenig irreführend, wenn man sich die der Partitur vorangestellten ausführlichen Spielanweisungen des Komponisten, einem Schüler unter anderem von Klaus Huber und Brian Ferneyhough und aktuell Professor für Komposition an der Leipziger Musikhochschule, durchliest und wenn man sich auf das allein schon optisch aufregende Notenbild konzentriert. Mehr als um ein Quartett geht es hier um die zwei Klangwelten von Klavier und Streichtrio, die nebeneinander stehen, sich gegenseitig beeinflussen, sich teilweise verschränken und die durchaus im Wettbewerb miteinander stehen.
Bevor Claus-Steffen Mahnkopfs Hommage jedoch von vier Musikern aufgeführt werden kann, ist zunächst das Klavier mit Tüchern und Gewichten und gegebenenfalls mit Klebeband zu präparieren. Umfangreiche Vorbereitungen erfordert das hochkomplexe Notenbild auch bei den Streichern: Zahlreiche Vorschriften zur konkreten Klangerzeugung wollen verstanden und adäquat auf die Komposition angewendet werden. Dabei entfernt sich der Streicherton konsequent von seiner klassischen Ausprägung, werden Violine, Bratsche und Violoncello vielmehr zu Schlagzeugern, die ein hochkomplexes, vieldimensionales und dynamisch vielfach aufgeladenes Klanggeschehen erzeugen. Fast scheint es, als würden sich bei genauerem Hinsehen (und wahrscheinlich auch beim Hinhören während einer Aufführung) immer feinere Strukturen erschließen.
Gewiss wird es dem Ausführenden wie dem Zuhörer schwer fallen, in dem 2005 entstandenen und im selben Jahr auch vom renommierten Ensemble Recherche beim Flandern-Festival uraufgeführten Werk ad hoc innerhalb der einzelnen Abschnitte großflächige Strukturen zu identifizieren; die äußere Gliederung erfolgt durch acht Abschnitte in den Streichern: fünf ganz kurze Fragmente und drei daraus erarbeitete Entwicklungen. Dieses äußere Geschehen spielt sich vor dem Hintergrund der fast durchweg präsenten Klavierstimme ab. Innerhalb der einzelnen Abschnitte fällt dann vor allem die feine Körnung des musikalischen Geschehens in den drei Steicherstimmen auf.
Zur Belebung des hier von Claus-Steffen Mahnkopf geschaffenen hoch abstrakten Klangraums ist ein erstklassiges Können der vier Instrumentalisten erforderlich. Präzision und ein feines Gespür für die geforderten klanglichen Abstufungen werden vom Komponisten vorausgesetzt, um seine enorm detailreiche Hommage an den Komponistenkollegen Steven Kazuo Takasugi tiefenscharf und kontrastreich ausleuchten zu können.
Daniel Knödler