Nikolay Rimskij-Korsakow, César Cui und Alexander Borodin

History of the Russian Piano Trio – 3

The Brahms Trio

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Naxos 8.574114
erschienen in: das Orchester 09/2021 , Seite 88

History of the Russian Piano Trio – das klingt nach Tschaikowsky, Rachmaninow und Schostakowitsch. Dass es hinter diesen ganz großen Namen der russischen (Kammermusik-)Geschichte aber noch eine lange Reihe bekannter und weniger bekannter Komponisten gibt, die bemerkenswerte Werke für Klaviertrio geschrieben haben, zeigt das Moskauer Brahms Trio in einer hörenswerten, von Naxos aufgelegten CD-Serie.
Die dritte, wieder sehr sauber aufgenommene und produzierte Scheibe wartet mit zwei Komponisten-Klassikern aus dem Russland des 19. Jahrhunderts auf und macht, quasi als Zugabe, mit einem kleinen Werk des meist nur in Nachschlagewerken präsenten César Cui bekannt. So französisch dessen Vorname ist, so französisch klingt auch sein mit „Farniente“ überschriebenes Allegretto aus seinem À Argenteau, das wie eine Kammermusik-Reminiszenz an die Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach wirkt. Das Brahms Trio mit Nikolai Sachenko (Violine), Kirill Rodin (Violoncello) und Natalia Rubinstein (Klavier) findet in diesem filigranen Intermezzo zu einem sehr zurückgenommenen und edlen Ton, der Cuis Musik von 1887 unprätentiös unterstützt.
Zuvor geht es in Nikolai Rimskij-Korsakows c-Moll-Klaviertrio, das von Maximilian Steinberg vollendet wurde, vor allem in den Ecksätzen musikalisch so richtig zur Sache. Griffig und klangvoll agiert das Brahms Trio, spielt die dunklen Farben gut gesättigt aus und sorgt für Kanten, wo diese zur Strukturierung der beiden großformatig angelegten Allegrosätze nötig sind. Beeindruckend ist das insbesondere im Finale, wo nach düsterer Einleitung eine im Trio perfekt ausbalancierte Dynamik-Explosion für maximale Wirkung sorgt. Doch auch die beiden Binnenabschnitte finden aufmerksame Beachtung: Nach einem beweglichen Allegretto-Scherzo beeindruckt ein wunderschön ausgesungenes Adagio, dessen zehn Minuten Spieldauer wie im Flug vergehen.
Der knappe Text im Booklet rückt das abschließende Werk auf dieser CD, Alexander Borodins Klaviertrio in D-Dur, in Felix Mendelssohn Bartholdys Nähe. Wenn damit die Leichtigkeit dieses fast noch als Jugendwerk durchgehenden Stücks gemeint ist, mag der Vergleich zulässig sein. In der Interpretation durch das Brahms Trio haben die drei Sätze (ein Finale fehlt) zumindest eine sehr klassische und wohlproportionierte Wirkung. Prägnant, aber nicht wuchtig gibt sich das Allegro con brio, in der Romanze finden Rubinstein, Sachenko und Rodin wieder zu diesem wunderbar strömenden Gesang, und das Intermezzo entpuppt sich als robuster musikantischer Walzer, den das Brahms Trio konturenscharf und impulsgeladen ausspielt.
Daniel Knödler