Claude Debussy. Briefe an seine Verleger

Übersetzt und herausgegeben von Bernd Goetzke

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Olms, Hildesheim
erschienen in: das Orchester 07-08/2018 , Seite 58

Der 1951 geborene Bernd Goetzke hat bereits in jungen Jahren – seit 1964 – in Hannover bei dem bedeutenden Klavierpädagogen Karl-Heinz Kämmerling studiert, der ihn 1975 an der Hochschule zum Konzertexamen führte. Weitere wichtige Anregungen erhielt er von dem mit ihm befreundeten Arturo Benedetti Michelangeli. Heute lehrt Goetzke selbst als Professor in Hannover; er sieht in der Interpretation von Werken Beethovens und Debussys Schwerpunkte seines Schaffens. Seit seiner Jugend besitzt er eine enge Bindung an französische Sprache und Kultur; die dadurch gewonnene Sicherheit verleiht ihm die Möglichkeit zu einer perfekten Behandlung des gewählten Themas.
Der Autor beschränkt sich in dem umfangreichen Band von fast 500 Seiten nicht allein auf die Übersetzung von Debussys Briefen, sondern spricht auch menschliche Probleme an, die der Komponist durchblicken lässt; zudem fügt Goetzke eine ganze Reihe von wertvollen Kommentaren zum Schaffen des Meisters auf.
All dieses fasst er zusammen in einem Aufsatz mit dem bescheidenen Titel „Vorbemerkungen“. Er schreibt: „Wir erleben Debussy hier in zahlreichen ,Funktionen‘: natürlich als Komponisten, aber auch als Freund, Lebensgefährten, Familienvater, Denker, kritischen Kommentator und Zeitzeugen. Und die beiden Geißeln seines Lebens, die finanzielle Not und die Krankheit, treten dabei in zunehmender dramatischer Weise in den Vordergrund.“
Natürlich erscheinen auch andere wichtige Themen im Text, wie zum Beispiel Richard Wagner, vor allem mit seinem Tristan, sowie der furchtbare Erste Weltkrieg, den Debussy noch vor seinem Krebstod im März 1918 erlebte.
Mit den Kapiteln „Jacques Durand“ über seinen Verleger sowie „Debussys Sprache“ leitet Goetzke über zu den Briefen, die sich zur Hauptsache auf Durand beziehen, den großartigen und wohlgesinnten Verleger, der frühzeitig die Bedeutung des Komponisten Debussy
erkannte und schätzte. Die beiden Persönlichkeiten wurden Freunde, redeten sich aber stets nur per „Sie“ an.
Der Autor hat zu den Übersetzungen von Debussys Briefen Ergänzungen und Erklärungen angebracht und damit wertvolle Hilfen geliefert. Debussys Schriftstücke vermitteln dem Leser Eindrücke von dessen Gedanken bei seiner künstlerischen Arbeit und darüber hinaus Einblicke in das Leben des großen Komponisten, seinen Charakter, sein Interesse an ihn faszinierenden Damen, und es enthält nicht zuletzt Bemerkungen über seine permanenten finanziellen Probleme.
Bernd Goetzke hat mit seinem exzellenten Buch einen wichtigen Beitrag zu Debussy sowie zur Musikszene um die Jahrhundertwende geschaffen und die Bedeutung des genialen französischen Komponisten überzeugend dargestellt.
Peter Roggenkamp