Robert Schumann

Cello Concerto & Symphony No. 2

Jan Vogler (Violoncello), Dresden Festival Orchestra, Ltg. Ivor Bolton

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Sony Classical 88985372122
erschienen in: das Orchester 03/2017 , Seite 70

Das Dresdner Festspielorchester wurde 2012 in Erinnerung an das berühmte „Orchestra di Dresda“ Augusts des Starken gegründet. Diese Hofkapelle galt im 18. Jahrhundert als die beste in Europa.
Der versierte Cellist Jan Vogler hat jetzt mit dem Dresdner Festspielorchester unter der inspirierenden Leitung von Ivor Bolton das Konzert für Violoncello und Orchester in a-Moll op. 129 von Robert Schumann aufgenommen. Die pausenlose Verbindung der drei Sätze kommt bei dieser Aufnahme sehr gut zum Ausdruck. Und die Cellomelodie des Kopfsatzes arbeitet Vogler sofort klar und eindringlich heraus. Energische und lyrische Passagen wechseln sich so in reizvollen dynamischen Kontrasten ab.
Beim langsamen zweiten Satz erreicht Vogler mit dem Orchester eine ungeahnte Intensität und voluminöse Fülle, die sich immer weiter steigert. Und auch beim oft als schwächer empfundenen Finale gelingt es Solist und Orchester unter Ivor Boltons stürmischer Leitung, leidenschaftliche Stimmungen zu entfesseln. Diese Aufnahme bemüht sich um die historisch informierte Aufführungspraxis, die Darmsaiten auf Voglers Cello erzeugen hörbar ein völlig neues Spielgefühl. Nicht umsonst ist das vielsagende Motto dieser CD „In search of original sound“.
Eine ungewöhliche Interpretation bietet Ivor Bolton als Dirigent des Dresdner Festspielorchesters dann bei Robert Schumanns Sinfonie Nr. 2 in C-Dur op. 61. Obwohl sie nicht den Schwung und die Kraft der ersten Sinfonie Schumanns hat, gelingt Bolton mit dem Orchester hier eine packende Wiedergabe, die auch die modern wirkenden Schroff­heiten des Werks keineswegs leugnet. Dies gilt auch für das Kopfmotiv der Einleitung Sostenuto assai mit der kunstvollen Umkreisung der Ober- und Unterquinte. Allerdings besteht bei der Wiedergabe im Originalklang auch manchmal die Gefahr, dass Details untergehen. Das Gequälte und Eintönige des Satzes mit seinem ständigen Ringen nach Gültigem arbeitet Bolton mit dem Dresdner Festspielorchester glaubwürdig heraus.
Auch das eigensinnige Scherzo wird hier in seinem charakteristischen Reichtum gut getroffen, und das träumerisch-innige Adagio espressivo gefällt mit frischem Schwung. Die hohen Ideale des letzten Satzes erreichen bei dieser Aufnahme einen bemerkenswerten dynamischen Gipfel. Die Schwäche der neuen Themen stellt Bolton glücklicherweise nicht in den Vordergrund, der Gesang der Bratschen und Celli kann sich klangschön behaupten. Die erschütternde Stimmung des Verzichts kündigt dabei schon Schumanns beginnende Geisteskrankheit an. Auch der siegesgewisse Abschluss mit den Staccato-Attacken der Pauken können sie nicht verbergen. Ivor Bolton gelingt es als Dirigent sehr gut, den wehmütigen Empfindungsausdruck des zweiten Gedankens stärker als den Hauptgedanken zu betonen. Hinter den drei Generalpausen wirkt das Verlöschen hier geradezu unheimlich. Trotzdem könnten diese wichtigen Akzente stellenweise sogar noch markanter sein.
Alexander Walther